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Saim Demircan (D/UK), Heidrun Holzfeind (A), Katarzyna Kobro (PL), Hilary Lloyd (UK), Vaclav Pozarek (CH/CZ), Lasse Schmidt Hansen (D/DK), Juliane Solmsdorf (D), Florian Roithmayr (UK/D).
Die Blaue Blume
Koproduktion steirischer herbst
Eröffnung / Opening 22. September um 16 Uhr / September 22 at 4 pm
Ausstellungsdauer / Duration of the exhibition 22. September bis 15. Dezember 2007 / September 22 until December 15, 2007
Den Ausgangspunkt für das Projekt bildet der Versuch in Anlehnung an einen grafischen Entwurf der Bauhauskünstlerin Anni Albers einen Teppich zu realisieren. Dieser Rückbezug verweist auf ein Motiv früher Avantgarden: Die Konstruktion eines neuen Raumverständnisses als Sinnbild und Dynamo für die Arbeit an einer neu zu errichtenden gesellschaftlichen Wirklichkeit. Die Rekonstruktion des Teppichs soll diesen Zusammenhang nicht einfach restaurieren; mit ihren Abweichungen und Fehlern fragt sie vielmehr: was ist von der Idee geblieben, die der Entwurf verkörpert? Auf welche Anwendungen stoßen Utopien, wenn sie in den Bereich des Pragmatischen eindringen? Künstlerinnen und Künstler bieten unterschiedliche Perspektiven auf den komplexen Zusammenhang zwischen formalen Fragestellungen und dem Begehren nach einem besseren Leben. Zum einen, wann Formen zu autoritären Ornamenten werden? Zu Formalismen, die gemeinsame Einstellungen organisieren und das Soziale als Ensemble choreographieren. Zum anderen auf die Möglichkeit von Vision und Utopie für die Auseinandersetzung mit Gegenwart und Planung. Soeren Grammel
Arbeiten
Teppich Dreifachgewebe, 1926/2007
Den Ausgangspunkt für "Die Blaue Blume" bildet der Versuch in Anlehnung an einen Entwurf von Anni Albers einen Teppich zu realisieren. Das Original, "Black-White-Red", von 1926, als Wandbehang konzipiert und in Baumwolle und Seide ausgeführt, ist verschollen (Maße 118 x 175cm). Eine Rekonstruktion aus dem Jahr 1964 existiert im Bauhaus-Archiv, Berlin. Die Verwendung als Teppich in "Die Blaue Blume" weicht von der ursprünglichen Funktion des Entwurfs ab. Auch die neuen Maße von 160 x 480cm stimmen nicht mit dem Original überein. Sie resultieren aus der geplanten Verwendung als Teppich. Die Vergrößerung der Felder entspricht 35,6%. Der Entwurf wurde in der Länge doppelt genommen. Das Muster wurde von Vivika Sopp und Nataliya Sukhorukova nach Vorgabe einer Postkarte, die das Bauhaus-Archiv verkauft, handgewebt.
"It is safe, I suppose, to assume that today most if not all of us have had the experience of looking down from an airplane onto this earth. What we see is a free flow of forms intersected here and there by straight lines, rectangles, circles, and evenly drawn curves." Aus Anni Albers: On Weaving (1965)
*1899 in Deutschland (1933 Emigration), bis 1994 in den USA. Deutsch-amerikanische Textilkünstlerin, Weberin und Grafikerin. Mitglied des Bauhauses.
Celebration of Concrete Gelbe Acrylfarbe, 2006
Der Text lässt sich sinngemäß mit "Verherrlichung des Betons" übersetzen. Es könnte sich dabei um ein allgemein verbreitetes Meinungsbild zu bestimmten Formen des Wohnungsbaus handeln. Das Graffiti verwendet den "Bubble"-Stil, der in den 70er Jahren – auf dem Höhepunkt von Graffiti – populär war. *1980 in England, lebt in Berlin.
Corviale – Il Serpentone Video, 20 min, 2001
Corviale ist ein ca. 1 Kilometer langer Bau in der Peripherie Roms. Das Gebäude wurde 1972 im Zuge des sozialen Wohnungsbaus in Auftrag gegeben. Die Leitung erhielt der Architekt Mario Fiorentino. Das Projekt wirkt dem Wohnungsmangel von Arbeiterfamilien entgegen. Sein Konzept ist nach Ideen Le Corbusiers ausgerichtet, die komplette benötigte Infrastruktur einer Stadt im Gebäudekomplex selbst unterzubringen, nicht zuletzt auch, um das soziale Band zwischen den BewohnerInnen zu stärken. Aus unterschiedlichsten Gründen wurden viele dieser Strukturen, wie Corviale selbst, auch 20 Jahre nach dem Nutzungsbeginn nie ganz fertig gestellt. Aufgegebene Läden und wenig genutzte öffentliche Einrichtungen ergänzen das Bild. Über den Dialog mit heutigen BewohnerInnen richtet das Video seinen Fokus sowohl auf die Versprechen und Träume als auch auf die Realität modernistisch-utopistischer Architektur. *1972 in Wien, lebt in New York
Stahlband bearbeitet, Metallteile 1921-22/1971
Die 24-jährige Kobro lebt zur Zeit der Entstehung der Arbeit noch in Russland, das sie kurz darauf, von der postrevolutionären Wirklichkeit desillusioniert, verlässt. Viele Arbeiten dieser Zeit sind daher verschollen. Auch die Konstrukcja wisz_ca von 1921-22. Die in der Ausstellung gezeigte Rekonstruktion wurde 1971 von Boles_aw Utkin & Janusz Zagrodzki angefertigt. Der Austausch mit Malevich, dessen Gruppe "UNOVIS" Kobro 1920 für zwei Jahre beitritt, spiegelt sich in der Verwendung suprematistischer Zeichen (Kreuz, Ring, Diagonale). *1898 in Russland (1922 Emigration), bis 1951 in Polen. Russisch-polnische Bildhauerin. Mitglied der Gruppen "UNOVIS" (russ. Abkürz. für "Verfechter der neuen Kunst"), "Blok", "Praesens" und "a.r." (Abkürz. für "Die echte Avantgarde"). Begründete die erste Sammlung für Moderne Kunst in Polen (heute organisiert als Muzeum Sztuki, Lodz)
80 Dias, Kodak Ektapro 5000, Unicol-Stativ, Projektionsgröße variabel, 2005
Unterschiedlich gefärbte Bögen Karton wurden in wechselnden geometischen Mustern auf dem Boden ausgelegt und aus unterschiedlichen Winkeln und Distanzen fotografiert. 80 Dias werden in Intervallen von 5 Sekunden gezeigt. *1964 in England, lebt in London.
Sitzbank Massivholzkonstruktion (amerik. Kirschbaum) mit Unterkonstruktion schwarz lackiert, Design von 1947
Nelson leitete seine Gestaltungskonzepte daraus ab, dass menschliche Bedürfnisse kaum quantifizierbar, stattdessen komplex und unvorhersehbar sind. *1908 in den USA, bis 1986. Amerikanischer Industrie- und Produktdesigner. Neben seinen Möbelkreationen war er auch Wegbereiter für neue Gestaltungsformen in den Bereichen Shopping-Center, Büroorganisation, Lagerhaltung und Multimedia-Präsentation.
Berliner Wandelemente
Gips, 1992
Raumuntersuchung. Vier fragile und unverbundene Körper aus Gips sind mittels Gewindeschrauben in einem Schwebezustand vor Boden und Wand gebracht. In dieser Position verschränken sich die Oberflächen und bilden eine Ecke. *1940 in der Tschechoslowakei, lebt in Bern
Uro (dän. Mobile) Lamellen aus Vertikalanlage, 2006
Lamellen von jeweils 8,9cm Breite und 280cm Höhe sind einzeln, ohne Richt-Schiene, freihängend mit Faden an der Decke montiert. *1978 in Dänemark, lebt in Frankfurt am Main
Ein Mensch kann in einem Garten ein Baum werden Peddigrohr, Liane und Weide, weisser Lack, hochglanzverchromter Stahl, 2007
Ausschnitt aus einer Straße *1977 geboren in Deutschland, lebt in Berlin
new planet Feingemasertes Sperrholz, 2007
Strahlenmuster, aus Holz geschnitten und in Form eines Paneels installiert. Maße, Anzahl der Strahlen und Oberfläche des Holzes sind für den Ort gewählt. *1977 in Deutschland, lebt in London Kurator / curator Søren Grammel
Förderer: Stadt Graz, Bundeskanzleramt Wien, Land Steiermark Mit freundlicher Unterstützung durch Jaroslaw Suchan und Muzeum Sztuki, Lodz (PL)
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