Grazer Kunstverein

 

2000 | Rubén Ortiz Torres



Eröffnung
am Samstag, dem 7. Oktober 2000 um 15.00 Uhr

Dauer der Ausstellung
8. Oktober - 5. November 2000
Di-Fr 11.00-19.00 Uhr
Sa-So 11.00-15.00 Uhr

Mit der gegenseitigen Befruchtung mexikanischer und amerikanischer Kulturvorstellungen beschäftigt sich Rubén D.Ortiz-Torres. Geboren in Mexico City und aufgewachsen in Los Angeles greift der Künstler in seinen Foto- und Videoarbeiten auf ein kulturbildendes Vokabular zurück, das die Nähe zu Konsum und Pop nicht verleugnet. Einerseits ist es der Konsumismus Amerikas, der in schrillen Farben das kulturelle Selbstverständnis beschreibt, andererseits ist es ein Bild Mexikos, das von religiösen Motiven, von politischen Revolutionären geprägt ist, sich jedoch gleichzeitig der Ikonographie westlicher Film- und Werbesprache bedient. Rubén D. Ortiz-Torres beschreibt diese Überlagerungen nicht als simultane Erscheinungen autonomer authentischer Kulturen, sondern als sich ständig verändernde Mutationen, die aus kulturellen Kollisionen, aus Interaktionen, aus dem cross over von Tradition und gegenwärtigem Einfluss hervorgehen. Dabei entstehen hybride Konstruktionen nationaler Identitätsbildung, deren Chiffren aufgeladen sind mit neuen Bedeutungen. Ortiz-Torres interessiert sich nicht für ein multikulturelles Nebeneinander, sondern er ist auf der Suche nach Differenzen und neuen Mischformen. Bei seinen Fotos handelt es sich um straight photography, wobei jedoch die grelle Farbigkeit durch ihren Sättigkeitsgrad einen nahezu malerischen Effekt hervorruft. Dieser wird verstärkt durch Unschärfen und Überblendungen. Der objektiven Dokumentation wird auf diese Weise jener Wahrheitsgehalt genommen, der einer vermeintlich autonomen Entität zugrundeliegt. Die Glorifizierung von kulturellen Symbolen, wie die des Chevrolet, der Freiheitsstatue, des Jesusbildes läßt die Bilder des inszenierten Alltages als Ikonen erscheinen; Ikonen der Gegenwart, die mit der Strahlkraft der Vergangenheit operieren. Der Augenblick des Authentischen spielt dabei genauso eine Rolle, wie die Allgegenwärtigkeit von Figuren wie Donald Duck und Mickey Mouse. Kulturelle Authentizität ist somit nicht nur eine Projektion politisch korrekter Haltung, sondern sie erschafft sich ständig neu im Erleben des Alltäglichen mit dem Rückgriff auf das mediatisierte Bild. Die Konzeption der Fotos erlaubt aufgrund ihrer ambivalenten Konstruktion eine Wahrnehmung, die sowohl auf der Basis der Unterhaltung, als auch auf der Ebene der Reflexion funktioniert.

 

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