Grazer Kunstverein

 

2002 | Thomas Bayrle

 

Eröffnung
am Donnerstag, dem 04. April 2002, um 19.00 Uhr

Dauer der Ausstellung
Freitag 05. April 2002 - Sonntag 05. Mai 2002
Di-Fr 11.00-19.00 Uhr
Sa-So 11.00-15.00 Uhr

Führungen
jeden Donnerstag um 18.00 Uhr
jeden Sonntag um 11.00 Uhr
und nach Vereinbarung

Ort
Bürgergasse 4

aktuelle kunst in graz
Am 21. April 2002 findet im Rahmen von aktuelle kunst in graz um 13.00 Uhr ein Gespräch mit Thomas Bayrle, Eva Maria Stadler und Jörg Heiser statt.
Im Anschluss daran wird in der Galerie & Edition Artelier, Glockenspielplatz 4/1, eine in Kooperation mit dem Grazer Kunstverein entstandene Edition von Thomas Bayrle präsentiert.

"What's sauce for the goose is sauce for the gander" war einer der ersten englischen Sätze, die ich gelernt habe. Zusammen mit Andy Warhols "From A to B and back again" sind das Muster, Fahrschulen für das Vorwärts-Rückwärts-Schalten im Verhältnis der Architektur zur bildenden Kunst und umgekehrt. Dieses Hin und Her ist eine verrückte Achterbahn" kommentiert der deutsche Künstler Thomas Bayrle seine künstlerische Arbeitsweise.
Seit den 70er Jahren beschäftigt sich Thomas Bayrle mit Fragen der Massenproduktion, der Massenmobilität, dem Phänomen von Massenansammlungen, sowie mit der Standardisierung von Lebensabläufen.
Im Grazer Kunstverein zeigt Thomas Bayrle zwei Werkgruppen, die sich auf unterschiedliche Weise mit zellularen Ordnungen von Masse auseinandersetzen. Ausgehend von einem fotografischen Porträt von Philip Johnson, einem der Großmeister der Moderne, hat Bayrle ein Relief entwickelt, das auf den Punkten und Pixeln der Fotografie aufbaut. Das Relief mutet zunächst an, wie eine urbane Landschaft, die sich aus Hochhäusern, Siedlungen, Strassen und Autobahnen zusammensetzt. Diese Landschaft ist jedoch nichts anderes als die plastische Darstellung des Porträts des Architekten. Thomas Bayrle überträgt die organische Oberfläche des Gesichtes, in eine scheinbar organisch gewachsene Stadtstruktur. "Seit langem sehe ich die Punkte, aus denen z.B. eine Nase besteht, als individuelle Orte oder als lebendige Wesen." In der Gleichzeitigkeit von Mikro- und Makrokosmos, von Nah und Fern liegt für Bayrle das Potential die Raster der Moderne zu durchdringen. Dem Relief werden Layout Seiten der New York Times gegenübergestellt, deren grafische Struktur, das Formenvokabular der Moderne wiedergibt. Bayrle beschreibt das Zeitungslayout als Skelett, als Architektur, das täglich mit neuem Gewebe gefüllt wird. Winzige Verschiebungen, die durch Verhandlungen und Absprachen zustande kommen, formen den Raster gleichermaßen, wie der formale Vorgang selbst.
Ein Flechtwerk aus Autobahnen, die wie ein Maschendrahtzaun miteinander verbunden sind, bildet den zweiten Teil der Ausstellung. Bayrle webt aus Kartonbahnen endlose Schleifen, auf denen kleine Autos in ewigem Fluß dahinfahren. Unter- und Überführungen bilden die Knoten, wo sich die Bänder überlagern und verdichten. "Informationsklumpen" nennt Thomas Baryle eine Arbeit, die ebenfalls aus einem Gewebe von Autobahnen besteht. Diesmal sind es nicht Autos, sondern Diagramme, Skizzen, Textfragmente, die durch den Raum rasen.

 

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