Grazer Kunstverein

 

1996 | Michel Majerus

Aesthetic Standard

Eröffnung
am Dienstag, dem 10. Dezember 1996, um 19.00 Uhr

Dauer der Ausstellung
Mittwoch 11. Dezember - Sonntag 2. Februar 1997
Di-Fr 11.00-19.00 Uhr
Sa-So 11.00-15.00 Uhr

Ort
Bürgergasse 4

Der Berliner Künstler Michel Majerus (geb. 1967) arbeitet mit Versatzstücken unterschiedlicher Bildwelten, wie die der Comics, der Werbung oder der jüngeren Kunstgeschichte, um durch Überlagerungen und Überschneidungen einen schnellen und dynamischen Sehprozess zu initiieren. Malerei wird als visuelles Potential nicht nur der sogenannten low culture gleichgesetzt, sondern übernimmt in diesem Kontext auch ihre Funktionen. Die aggressive und schnellebige Sprache der Comics, der Computer und Techno Ästhetik bildet hier den Parameter für die Lesbarkeit der malerischen Zitate.
Die Destruktion des originären Kunstwerks erfolgt durch die Mediatisierung der Bildwertigkeiten, ohne dabei die künstlerische Aussagekraft zu mißachten. Michel Majerus versucht nicht das Werk zu zerstören, indem er die Bilder zerstückelt, und sie mit banalen Bildwelten konfrontiert; vielmehr ist er bestrebt, der konstruierten Rezeptionsweise entgegenzuarbeiten. Das materielle Kunstwerk, dessen Einzigartigkeit und Originalität großteils für die Auratisierung verantwortlich sind, wird in der Reproduktion auf seinen ästhetischen Standard gebracht. Im Widerspruch von ästhetischer Normgröße, die dennoch Qualität suggeriert, und der auratischen Einzigartigkeit des Kunstwerks, ist die Demontage des hierarchischen Werkbegriffs begründet. Dabei ist es aber nicht die Authentizität des künstlerischen Ausdrucks, die aufgegeben wird; Majerus eröffnet mit einem neuen Selbstvereständnis den Zugriff auf einen möglichen Bildspeicher, der Kontextverschiebungen für die Veränderbarkeit von Bildbezügen ermöglicht.

 

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