Grazer Kunstverein

 

1997 | Hartmut Urban

Hartmut Urban initiiert mit seiner Makrolandschaft eine Wechselwirkung von lustvollem Sehen und Erleben, und bringt dabei die malerischen Qualitäten veränderter Sichtweisen zum Ausdruck.

Eröffnung
am Dienstag, dem 29. April 1997, um 19.00 Uhr

Dauer der Ausstellung
Mittwoch 30. April - Sonntag 18. Mai 1997
Di-Fr 11.00-19.00 Uhr
Sa-So 11.00-15.00 Uhr

Ort
Bürgergasse 4

Hartmut Urban, Gründungsmitglied des Grazer Kunstvereines und langjähriger Verfechter seiner Anliegen, inszeniert für den Grazer Kunstverein einen kulinarischen Ausstellungsabend, wo Erdbeerland zum Sinnbild für lustvolles Sehen und Erleben wird. In einer Wandinstallation werden Gläser mit Eingemachtem präsentiert, die in ihrer linearen Anordnung eine changierende Farbzeile ergeben. Hartmut Urban stellt den Vorgang des Kochens dem Malen gegenüber, wobei nicht nur die sinnliche Komponente des Herstellungsprozesses, sondern auch die Übersetzung von Malerei in ein anderes Medium eine Rolle spielt. Die in Alkohol eingelegten Früchte werden zu Großaufnahmen von Landschaftsbildern. Die konservierten Bilder sind zunächst Schauobjekte, die gleich einer naturhistorischen Repräsentation den Betrachter zur Beobachtung, Beschreibung und Klassifizierung auffordern. Die Kontextverschiebung in den musealen Raum einerseits und die Alltäglichkeit der Früchte andererseits, - es handelt sich nicht um besondere Arten von gentechnisch veränderten Substanzen, sondern um genußvolle Erdbeeren, Gurken oder Stangensellerie - lenken den Blick auf die ihnen innewohnenden Qualitäten des Malerischen. Die Malerei im Einmachglas wird zudem noch fortgemalt, als daß sie auch verzehrt werden kann. Die Sinnesverschiebungen und Transformationen werden in zwei Bildern aufgenommen, die Hartmut Urban für diese Installation gemalt hat. Dichte Farboberflächen korrespondieren mit den Landschaften der Früchte und ihren Feldern. Malerei und Gemaltes bilden sich gleichsam ab und verfremden einander. Das gemalte Bild wird hier zu einer medialen Umwandlung von Gesehenem und Gekochtem. Die Landschaft als Ausschnitt ist vielmehr Befindlichkeit als Abbildung, sie ist ein Speicher vorperzipierter Sehweisen und nicht Ausdruck einer subjektiven Innenschau.

 

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