Grazer Kunstverein

 

1997 | G.R.A.M. - Belvedere

Why did Mom do it?

Österreichische Galerie Belvedere
Eröffnung
am Mittwoch, dem 16. Oktober 1997, um 19.00 Uhr

Dauer der Ausstellung
Donnerstag 17. Oktober - Sonntag 21. Dezember 1997
Di-So 10.00-17.00 Uhr

Ort
Atelier im Augarten, Scherzergasse 1a, 1020 Wien

Grazer Kunstverein
14. November - 21. Dezember 1997

"paparazzi" ist ein Ausstellungsprojekt der Künstlergruppe G. R. A. M. , das in der Österreichischen Galerie im Atelier im Augarten und im Grazer Kunstverein realisiert wird.

Die Arbeitsweise der Paparazzi, die Persönlichkeiten aus der Medienwelt mit ihren Kameras verfolgen, ist durch den tragischen Vorfall in Paris in den Mittelpunkt weltweiter Medienberichterstattung gerückt. G.R.A.M. arbeitet seit etwa einem Jahr an diesem Thema, das die gegenwärtig zunehmende Verschmelzung von Öffentlichkeit und Privatheit durch die Medien höchst brisant zum Ausdruck bringt. Realität und Kunst sind einander gefährlich nahe gerückt.

Die Ausstellung in Wien zeigt Fotografien von Nachbarn oder Passanten in vorgeblich decouvrierenden Situationen. Diese Aufnahmen,die bei einem Stipendiumaufenthalt in Los Angeles enstanden sind, sind Fotos an sich unbedeutender Personen und Handlungen, in deren Privatheit G.R.A.M. scheinbar unbekümmert eindringt. G.R.A.M. ist dem Gewöhnlichen auf der Spur - mit dem Blick auf das Außergewöhnliche. Das große Objektiv, gerichtet auf eine banale Szene des Alltags, suggeriert unbemerkt ein mysteriöses Geschehen.

G.R.A.M. geht es in diesem Werkkomplex um das Aufzeigen der Wirkweisen der "paparazzi"- Fotografie. Unschärfen, Überschneidungen, Bildsperren und malerische Effekte veranlassen die Betrachter, den abgebildeten Personen kriminalistische oder sensationsgeladene Handlungen zu unterstellen.
Der Beschauer reimt sich - veranlaßt durch die Leerstellen - eine (meist bösartige, klischeegetränkte, skandalumwitterte) Geschichte. Ein Treffen wird zum Drogendeal, ein im Auto Wartender zum Observateur, eine spazierende Frau zur Prostituierten. Dieser Voyerismus des Einzelnen, der in den Bildern herausgefordert wird, ist derselbe, der letztlich die Summen der sensationsgierigen Aufnahmen der professionellen Paparazzi in die Höhe schnellen läßt und der das "Ende der Privatheit" (G.R.A.M.) bedeutet.

In den Räumen des Atelier im Augarten werden die Fotografien teils bildhaft vergrößert, teils in Kleinformaten und zu Serien zusammengefaßt, präsentiert.
Charakteristisch für die Arbeitsweise des Grazer Künstlerkollektivs sind die Airbrush - Übermalungen, mit denen die Fotos versehen werden. Die Anlehnung an Kitsch-, Medien- und Massenphänomene wird durch diese "beschönigenden" Eingriffe in die Bilder bestärkt, ebenso wie die anderen Teile der Ausstellung versuchen, die Grenze zwischen Kunst und Alltag, zwischen Hochkultur und schlechtem Geschmack so zu verunklären, daß gerade dadurch auf ihre Problematik aufmerksam gemacht wird.
Vorgesehen sind neben den Fotos eine Videokabine, Wandmalereien und tatsächliche Gegenstände aus dem Alltag.

Die Gleichzeitigkeit der Ausstellungen in Wien und in Graz soll die Möglichkeit bieten, ein Thema aus zwei Perspektiven zu bearbeiten, die in der Zusammenschau ein spannungsvolles Ganzes ergeben.

 

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