Grazer Kunstverein

 

1998 | neugerriemschneider

"_______,1994untitled,1994(meettim&burkhard)brancusi, 1997"

Eröffnung
am Dienstag, dem 17. November 1998, um 19.00 Uhr

Dauer der Ausstellung
Mittwoch 18. November 1998 - Sonntag 20. Dezember 1998
Di-Fr 11.00-19.00 Uhr
Sa-So 11.00-15.00 Uhr

Ort
Bürgergasse 4

Die Berliner Galerie zeigt mit der Ausstellung "_______,1994untitled,1994(meettim&burkhard)brancusi, 1997" drei Ausstellungssituationen von Jorge Pardo, Rirkrit Tiravanija und Tobias Rehberger.

Die Galerie neugerriemschneider vertritt u.a. die Künstler Franz Ackermann, Antje Majewski, Olafur Eliasson, Sharon Lockhart, Michel Majerus, Jorge Pardo, Elisabeth Peyton, Tobias Rehberger, Thaddeus Strode, Rirkrit Tiravanija. Mit ihrer Arbeit leistet die Galerie einen wesentlichen Beitrag für die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst in einer Stadt, die in den letzten Jahren einen großen kulturellen Aufschwung erlebt hat. Mit dem Art Forum Berlin wurde einigen vergleichbaren Kunstmessen der Rang abgelaufen, und zahlreiche Neugründungen zeugen von einer lebendigen und aktiven Szene.

Jorge Pardo ließ zur Eröffnung von neugerriemschneider im Mai 1994 die Fassade der Galerie in einem hellen Gelbgrün streichen; an den Rändern wurde der Schriftzug des Galerienamens hochgezogen, und in die Fenster wurden zwei Lampen gehängt. Die Fassadengestaltung wurde für die Drucksorten der Galerie adaptiert. Einladungskarten und Briefpapier erschienen in unterschiedlichen Farben, eingefaßt vom Namenszug neugerriemschneider. Für die Präsentation der Galerie im Grazer Kunstverein wurde der Vorraum in demselben Farbton gestrichen wie ehemals die Fassade. Neben gerahmten Einladungskarten an den Wänden, die den Werdegang der Galerie schildern, sind auch die beiden in Berlin gezeigten Lampen, und der als Fries angebrachte Schriftzug, Bestandteile des Ensembles. Die bildhafte Inszenierung schafft mit der Wandgestaltung und den Lampen eine Situation, die über das Display der Galerie hinausweist, indem ein Informationsprozess in Gang gesetzt wird, der zwischen Zeichenhaftigkeit und Raumerleben angesiedelt ist.

Die Installation "brancusi" von Tobias Rehberger geht auf ein Anzeigenlayout zurück, das für Einschaltungen der Galerie neugerriemschneider im Sommer 1997 in den Kunstzeitschriften frieze und Art Forum verwendet wurde. Angelegt als Skizzen für Übertragungen in andere Medien, forderte der Künstler z.b. eine Textildesignerin auf, diese Textur für Strickpullunder zu verwenden. Für den Transfer in den Galerieraum wird die grafische Gestaltung der Anzeige auf die Wände übertragen und mit räumlichen Bestandteilen in Austausch gebracht. Lineaturen an den Wänden werden am Boden fortgesetzt, kreisförmige Elemente finden in Hockern und anderen Möbelteilen ihre Entsprechung. Auf diese Weise wird der Raum zwischen Zwei-und Dreidimensionalität in Schwebe gehalten. Die utopische Vorstellung sich aus dem realen Raum hinauszubewegen findet in einer mediatisierten Raumauffassung ihren Niederschlag. Die in der Anzeige aufgelisteten Künstler sind in der räumlichen Übertragung durch ihre Werke vertreten. Die Wiederholung der Installation im Grazer Kunstverein verleiht der Textur einmal mehr den seriellen Charakter, der bereits in der Anzeige angelegt ist. Rirkrit Tiravanija, der 1994 in der Ausstellung esprit d' amusement schon einmal im Grazer Kunstverein zu sehen war, reagiert mit seiner Arbeit "untitled, 1994(meettim&burkhard)" mit einer sozialen Interaktion auf die Geschichte bzw. Neugründung der Galerie neugerriemschneider. Im Ausstellungsraum werden die privaten Wohnräume der Galeristen installiert. Eßtisch, Stühle, Sofas, Lampen, Fernsehgerät und Stereoanlage, Kühlschrank und Lieblingsgetränke bilden ein Ambiente, das die Besucher einlädt Platz zu nehmen und sich wohlzufühlen. In einem Video erzählen die Galeristen vom Werdegang der Galerie. Für Rirkrit Tiravanija zählt die Situation und die Kommunikation, die in ihr stattfindet. Das Setting ist für ihn die Szenerie, die den Hintergrund bestimmt vor dem die Besucher zu handelnden Personen werden. Als Ausstellungsbesucher ist man Teil des Kommunikationsprozesses und bestimmt den Verlauf der Unterhaltung mit. Die Objekte, die die Szene markieren, Möbel oder Kochutensilien, werden aus ihrer formalen Erscheinung begriffen, sie werden als Transmitter verstanden, die Kommunikation und Bewegung initiieren.

 

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