Die Arbeit beschäftigt sich mit Robert Bressons Film „Au hasard Balthazar“ von 1966, und richtet den Fokus auf das Thema „Anfang“, auf den formalen Anfang des Films und auf den Anfang als thematisches Schlüsselmoment. Formal ist der Filmanfang durch Zwischenräume, zwischen zwei Einstellungen, zwischen Bild und Ton, zwischen Imaginärem und Realem, Abstraktem und Gegenständlichem gekennzeichnet, die durch Bressons fragmentarischem Stil, dem „irrationalen Schnitt“, generiert werden.
Dieser beliebige Raum, der ein instabiler, bindungsloser ist, verweist auf eine Vielzahl von Potenzialitäten und die Möglichkeit einer Vielzahl von Anschlüssen und Verbindungen zum Filmganzen. Aus diesem Zwischenraum geht Aktualität als eine von mehreren Potenzialitäten hervor. Thematisch beschäftigt sich der Film mit der Frage von menschlicher Determiniertheit und Freiheit des Willens, der Möglichkeit zur Wahl. Dem kommt der Zufall als eine wichtige Anfangsfigur, die auch auf thematischer Ebene den Film durchzieht hinzu. Die starke Verknüpfung der formalen Mittel mit der thematischen und motivischen Bedeutung ist essentiell, ohne sie müsste der Film als rein medienreflexives Werk interpretiert werden, das sich der Tradition des klassischen Kinos entgegenstellt.
Theoretisch hinterlegt ist die Arbeit mit Gilles Deleuzes „Cinema I“ und „Cinema II“, wodurch das Hauptmotiv „Zwischenraum“ mit dem strukturalistischen Leeren Feld und der Film und mit der strukturalistischen Theorie in Verbindung gebracht wird, die die Erzählhandlung prägt und die einflussreich für die Entstehungszeit und den Entstehungsort von Bressons Werk war.
In einer Thesenerweiterung kehrt die Arbeit zurück zur Betrachtung der formalen Ebene als medienreflexives Mittel und schließt mit der Interpretation eines, im Filmschluss angelegten, losen Zitat Eisensteins als medienreflexive Kontemplation und Absetzung von Eisensteins traditionsstiftender Montagetechnik, zugunsten eines Neuanfangs in der Kinogeschichte mit der Nouvelle Vague.
