11. Juni – 7. August 2016
Matt Keegan & Kay Rosen „Eine Wanderausstellung“
Im Rahmen des Jubliläumsprgramms zu seinem 30-jährigen Bestehen setzt der Grazer Kunstverein seinen thematischen Schwerpunkt auf der Erforschung von Sprache, Austausch und Kommunikation fort und präsentiert eine Ausstellung der beiden amerikanischen Künstler Matt Keegan und Kay Rosen. Nach Philippe Van Snicks post-minimalistischem Ansatz zu Malerei untersucht diese Ausstellung die physische Beziehung mit und Übersetzung von Sprache im Raum, während sie gleichzeitig einen intimen Dialog zwischen zwei Künstlern aus unterschiedlichen Generationen porträtiert.
Kay Rosen, She Man, Privatsammlung Chicago
Kay Rosen (geb. 1943, US) hat sich in den letzten vier Jahrzehnten nach ihren frühen akademischen Studien zu Sprache und Linguistik mit den Möglichkeiten des Wortes-als-Bild beschäftigt. Ihre Arbeit thematisiert kaum wahrnehmbare Veränderungen und subtile Wendungen, die Bedeutung untergraben und Unerwartetes offenbaren. In ihren Malereien, Zeichnungen, Wandarbeiten und Collagen setzt sie Farbe, Größe, Komposition sowie grammatikalische und typografische Strategien und vor allem auch die Struktur von Sprache und Buchstabenformen ein, um zu hinterfragen, wie die Menschen die präsentierten Arbeiten sehen, lesen und verstehen. Zusätzlich zu den Mailings mit Keegan wird „Eine Wanderausstellung“ eine dreiteilige, spezifische Wandmalerei mit dem Titel „Happy Ever After“, ein neues Video „Blue Monday“ und eine kleinere Malerei „She-Man“ zeigen.
Matt Keegan „It Goes Without Saying“, 2011 Mit Laser geschnittener Stahl, 68.6 x 68.6 cm, eine Edition von 3 Courtesy des Künstlers und Altman Siegel, San Francisco
Matt Keegan (geb. 1976, US) ist ein interdisziplinär arbeitender Künstler. In „Eine Wanderausstellung“ präsentiert er eine mit Laser geschnittene Stahlskulptur, ein Wandbild, ein Video und eine Collage, die seinen Einsatz fester idiomatischer Redewendungen in den Mittelpunkt stellen – wie zum Beispiel, „das ist selbstverständlich“. Damit lenkt er die Aufmerksamkeit auf die Materialität von Sprache und ihre endlosen Möglichkeiten. Wie auch Rosen erforscht Keegan das weite Terrain des Wortes-als-Bild, beispielsweise in seinem Video „N“ as in Nancy. In dem Video zeigt er seine Mutte, Nancy, wie sie Worte und Ausdrücke Bildern zuordnet, die sie für ihren Unterricht in „Englisch als zweiter Fremdsprache“ in High Schools und in der Erwachsenenbildung sammelte. Die Übersetzung von Bildern, Material, Bedeutung, Farbe und Form ist für Keegans Arbeit grundlegend.
Keegan und Rosens gemeinsame Interessen führten zu einem realen Mail-Austausch, der 2009 begann und noch immer anhält. Durch die Korrespondenz haben sie ein Archiv aus Bildern, Zeichnungen, Collagen und Notizen geschaffen, die ihre Gedanken und Ideen über aktuelle Ereignisse, ihren Alltag, die Pop-Kultur, Humor und anderes dokumentieren.
„Eine Wanderausstellung“ wird zum ersten Mal eine Auswahl der Mailings neben Arbeiten beider Künstler präsentieren. In geänderter Zusammenstellung wird sie im Oktober im Contemporary Art Museum Houston zu sehen sein.
The Members Library* präsentiert
Peter Friedl „The Diaries“, 1981–2016
Schon zu Beginn seiner künstlerischen Praxis lag Peter Friedls Schwerpunkt auf den Elementen Schreiben und Zeichnen – im weitesten Sinn. In seiner Arbeit spielen kritische Intimität, Verdrängung, politisches Bewusstsein, konzeptuelle Transfers und neue Modelle der Erzählung eine wichtige Rolle. Alle zwischen 1981 bis 2016 handgeschriebenen Tagebücher des Künstlers werden im Grazer Kunstverein zu sehen sein.
Mehr als dreihundert geschlossene Notizbücher werden in Haufen geordnet in besonders gestalteten Ausstellungskästen im Museum präsentiert. Wie auch bei vielen anderen Projekten Friedls sind Gegenüberstellung und Überexposition die entscheidenden Dynamiken der Ausstellung. Tatsächlich inszeniert die Arbeit The Diaries auf epische Weise die Themen Echtzeit, Erinnerung, Volumen und Text auf Papier. Tausende dicht gefüllter Seiten über einen Zeitraum von über dreißig Jahren legen Zeugnis von der Unmöglichkeit ab, das Leben an sich in Worte zu fassen. Wie auch Friedls andere Langzeitprojekte Playgrounds (seit 1995) und Theory of Justice (1992–2010) – beide basieren auf dokumentarischen fotografischen Bildern – stellt seine Tagebuchinstallation eine fortlaufend erzählte Studie dar und ist offen für Veränderung.
*The Members Library wurde von der Künstlerin Céline Condorelli (geb. 1974, Frankeich) in Zusammenarbeit mit Harry Thaler als Dauerausstellung mit dem Titel „Things That Go Without Saying“ konstruiert und entworfen. Die für die The Members Library gebaute Struktur ist Teil einer Serie mit dem Titel „Additionals“. Diese verschiedenen, requisitenartigen Objekte sind scheinbar funktionale Elemente und zwischen Möbeln und Architektur einzuordnen.
Ständig ausgestellt
Ian Wilson 1. Februar 2013 –
Die Arbeit des Künstlers Ian Wilson (geb. 1940, Südafrika) weist eine auffällige Ähnlichkeit mit dem Selbstverständnis des Kunstvereins auf: Er will die Beziehung zwischen dem Gesehenen – oder Diskutierten – und der BetrachterIn erkunden und die Dringlichkeit dieser Interaktionen aufzeigen.
Wilson beschäftigt sich seit 1968 eingehend mit gesprochener Sprache als Kunstform. Er beschrieb seine Arbeiten als „mündliche Kommunikation“ und später als „Diskussion“. Auf Wilsons eigenen Wunsch wurde seine Arbeit nie gefilmt oder anders festgehalten, was die vergängliche Natur des gesprochenen Wortes bewahrte. Wilsons frühe künstlerische Explorationen fanden in völlig monochromen Umgebungen statt. Er war absorbiert von Fragen, die sich mit der Wahrnehmung und dem Gemälde beschäftigen. Die Arbeiten sind stark von den Innovationen der Minimal Art der späten 1950er- und 1960er-Jahre beeinflusst, mit ihrer Destillation der Malerei auf ungegenständliche Selbstreflexivität und ihrer Reduktion der Skulptur auf das reine Gerüst der industriell gefertigten, geometrischen Form ohne bestimmbaren metaphorischen Inhalt.
Wilsons letzte physische Objekte „Circle on the Floor“ und „Circle on the Wall“ entstanden zu Beginn des Jahres 1968. Bei der Produktion dieser Werke erkannte er, dass es zur Visualisierung eines Konzeptes nicht notwendig war, ein Objekt zu schaffen.
Um seine Bedeutung für das Programm zu unterstreichen, hat der Grazer Kunstverein dem Werk des Künstlers eine fortlaufende Einzelausstellung gewidmet. Die Präsentation zeigt unterschiedliche Werke aus verschiedenen Jahren, genauso wie auch die Dauerausstellung des beauftragten und erworbenen Werkes „Discussion“. Diese Diskussion über das reine Bewusstsein des Absoluten fand im Grazer Kunstverein am 4. Mai 2013 zwischen dem Künstler, dem damaligen Team und früheren DirektorInnen des Grazer Kunstvereins seit 1986 statt.
Ausgestellt
„Discussion (Grazer Kunstverein)“, 2013 Schenkung von Stefan Stolitzka für die Sammlung des Grazer Kunstvereins.
„Circle on the Wall“, 1968
The Peacock 1. Februar 2013 –
Der Grazer Kunstverein setzt seine Untersuchung über sein Interieur fort, indem er (neue) Möbelstücke sowie Design, angewandte und dekorative Künste präsentiert, die ihre eigene Funktionalität analysieren. „The Peacock“, wie diese Nonstop- Gruppenausstellung betitelt ist, wird von der Vorstellung eines Period Rooms inspiriert, der einen Augenblick in der Zeit definiert, wie auch vom Tier, dem Pfau, selbst (engl. „peacock“), der inneren und nach außen getragenen Stolz repräsentiert. Eine Gruppe von KünstlerInnen wird eingeladen, Arbeiten beizutragen, welche den genutzten Raum des Grazer Kunstvereins mit Designstücken und konzeptuellen Interventionen weiterentwickeln. (Teile dieser) Arbeiten werden noch einmal neu in Erscheinung treten und in kommenden Einzelausstellungen mit anderen in einen Dialog gestellt. Auf diese Weise bilden sie Rückgrat und Interieur des Kunstvereins.
Ausgestellt 11. Juni – 7. August 2016
Julieta Aranda* All the memory of the world (The Peacock)
„Ich weiß noch genau, wie man ein Auto fährt, obwohl ich seit Jahren keines mehr gesteuert habe. Ich erinnere mich an das Datum der Französischen Revolution. Ich erinnere mich an das erste Mal, als ich als Kind den Ozean sah und ich erinnere mich an meine erste Katze … Ich weiß noch, wie der Keller meiner Großmutter gerochen hat und ich erinnere mich an das Newtonsche Gravitationsgesetz, gestern Abend habe ich meine Schlüssel in einem Taxi vergessen.“
Julieta Arandas Projekt All the memory of the world (The Peacock) besteht aus zwei skulpturalen Interventionen, die auf einer von der Künstlerin entworfenen und produzierten Zeitung basieren. Diese Zeitung enthält unter anderem Texte, die anlässlich der fortlaufenden Gruppenausstellung The Peacock (2013–2016) im Grazer Kunstverein publiziert wurden. Arandas Interventionen befassen sich mit früheren Iterationen von The Peacock als einer Form des „deklarativen Gedächtnisses“, einer Art der Darstellung der Vergangenheit, die eine Artikulation zur Zukunft hin erfordert. Für Aranda gehören solche Artikulationen zu einem Prozess, im Rahmen dessen wir versuchen, der Wahrheit und wie wir diese erleben nachzuspüren – diese Art der Erinnerung ist zwar nicht unbestritten, wir werden für sie jedoch verantwortlich.
Courtesy die Künstlerin, Grazer Kunstverein
Josh Faught Dale, Tony, Bob, and Henry, 2015
Für den Eingang des Grazer Kunstvereins entwickelte Josh Faught (geb. 1979, Vereinigte Staaten) eine Bronzeplakette mit den Namen Dale, Tony, Boy, and Henry. Die Arbeit begann als Frage. Was kann es bedeuten, den häufig vorkommenden Eigennamen eines Amerikaners zu nennen? Wie könnte diese einfache Form der Aufforderung als ein Weg dienen, jemanden oder etwas sichtbar zu machen, und inwiefern existiert diese Arbeit als körperliches Surrogat? „Dale, Tony, Boy, and Henry“ existieren zusammen mit einer ganzen Reihe „benannter“ Arbeit und basieren auf dem Interesse des Künstlers an queerem Archivmaterial. In diesen Archiven finden sich immer wieder nebeneinander aufscheinende Männernamen, die gleichzeitig ein Mittel sind, Begehren in Form von „Tricklisten“ zu erzeugen sowie eine Form des Gedenkens ähnlich dem NAMES-Projekt (AIDS Memorial Quilt) darstellen. Oder sie sollen einfach auf die einzigartige Weise, in der schwule Männer Intimität erzeugen und untereinander eine Verbindung herstellen, unterstützend wirken.
Courtesy des Künstlers, des Grazer Kunstvereins und der Galerie Lisa Cooley, New York
Liam Gillick Discussion Island Dialogue Platform, 1997
Liam Gillick verwendet multiple Formen, um die neuen ideologischen Kontrollsysteme zu offenbaren, die zu Beginn der 1990er-Jahre zu Tage traten. Er entwickelte mehrere zentrale Narrative, die dann immer wieder den Anlass für ein Werkkorpus bilden: McNamara (ab 1992), Erasmus is Late & Ibuka! (ab 1995), Discussion Island/Big Conference Center (ab 1997) und Construction of One (ab 2005). Gillicks Arbeit holt die dysfunktionalen Aspekte eines modernistischen Erbes im Hinblick auf Abstraktion und Architektur ans Licht, das innerhalb eines globalisierten, neo-liberalen Konsens entsteht. Seine Arbeit erweitert sich zu einem strukturellen Neudenken der Ausstellung als Form.
Im Grazer Kunstverein präsentiert Gillick eine doppelt geschichtete Plattform, die ursprünglich für die Ausstellung ENTERPRISE am ICA in Boston gestaltet wurde. Die Arbeit markiert einen Raum, in dem es möglich sein kann, das Potenzial des Dialogs neu zu denken.
Courtesy Esther Schipper
Kitchen Cat Plan (Flag), 2015
Der Grazer Kunstverein setzt seinen thematischen Schwerpunkt auf Sprache, Kommunikation und Austausch fort und hat im Rahmen seines 30. Jubiläums den britischen Künstler Liam Gillick zu einer einjährigen Auftragsarbeit eingeladen. Diese Arbeit hat die Form einer riesigen Fahne und reflektiert die fortlaufende Erkundung des Künstlers der berühmt-berüchtigten „Frankfurter Küche“, die 1926 von der österreichischen Architektin Margarete Schütte-Lihotzky entworfen wurde. Die Küche war ein Meilenstein der häuslichen Architektur und wird als Urtyp der modernen Einbauküche betrachtet, denn sie entstand als erste Küche überhaupt nach einem vereinheitlichten Konzept. Sie sollte effiziente Arbeit ermöglichen und nur wenig Kosten verursachen. Die Referenz an Schütte-Lihotzky verweist auf das symbolische Verständnis davon, wie ein Kunstverein intern wie extern funktionieren will. Die Fahne wurde feierlich eingeweiht und am 1. Januar 2016 in den alten Fahnenmast-Halter an der Originalfassade des Palais Trauttmannsdorff gehängt.
Courtesy der Künstler und der Grazer Kunstverein
Christian Mayer* Treshold and Inertia, 2014
Christian Mayer „Threshold and Inertia“, 2014 7 Fotografien auf Polaroid Typ 55 Positiven, 7 Fotografien auf Polaroid Typ 55 Negativen, Pflanzen (Musa acuminata „Dwarf Cavendish“), Tageslicht, Metallständer, Magnete, Passepartout, Holzrahmen (100 cm x 70 cm) Dimensionen variabel Installationsansicht der Ausstellung „2D23D“, Galerie Ostlicht, 2014 Foto Credit Sandro Zanzinger Christian Mayers Praxis, bei der häufig koloniale Themen aufgeworfen werden, basiert auf der Geschichte und Politik von Dokumentation und Fotografie. Licht sowohl als erzeugende wie zerstörende Kraft des fotografischen Bildes bildet den Schwerpunkt seiner Arbeit „Threshold and Inertia“. Mittels des pflanzlichen Prozesses der Fotosynthese entwickelt Mayer fotografische Abdrücke auf den Blättern von Bananenpflanzen. Das auf den Bananenpflanzen angebrachte Negativ ist eine Referenz an Testaufnahmen des legendären amerikanischen Landschaftsfotografen Ansel Adams, der in den 1960er-Jahren in einer beratenden Funktion für das Unternehmen Polaroid arbeitete, für die er fotografische Tests auf handgewebten Navajo-Teppichen durchführte. Sieben Teststufen waren notwendig, um den Belichtungsspielraum des Films zu zeigen. Die Teppiche werden von Navajos in der Four Corners-Region der USA produziert. Die verwendeten Navajo-Textilien waren ursprünglich utilitaristische Decken, die als Umhänge, Kleider und für ähnliche Zwecke verwendet wurden. Typische Navajo-Textilien zeichnen sich durch einprägsame geometrische Muster aus. Zum Ende des 19. Jahrhunderts hin begannen Weber, Teppiche für den Tourismus herzustellen und die Navajo-Textilien zu exportieren. In den letzten 150 Jahren sind sie seither als Handelsgüter sehr gefragt gewesen. Die Polaroid-Corporation ging Ende 2001 bankrott, nachdem sie den Markt der Fotografie in den 70er-, 80er- und frühen 90er-Jahren dominiert hatte.
Mayer verbindet Vergangenheit und Gegenwart miteinander und belichtet einen der Teppiche ähnlich wie Adams mit einem Polaroid Typ 55-Film, der gleichzeitig ein Positiv und ein Negativ produziert.
Für die Dauer der Ausstellung wird das Licht, das durch die Galerie-Fenster eindringt, die Foto-Negative, die an die Bananenblätter geheftet sind, belichten. Dieser natürliche Prozess, der im Wesentlichen rein fotografisch ist, lässt das Bild präsenter erscheinen. Nach Entfernung des Negativs wird der Abdruck auf dem Blatt langsam verblassen und verschwinden.
Courtesy der Künstler und Mezzanin, Wien/Genf
Nicolás Paris Portable Garden, 2009–2013
Von einem architektonischen Hintergrund stammend greift Nicolás Paris (geb. 1977, Kolumbien) häufig auf pädagogische Strategien zurück, um Elemente der Zusammenarbeit, des Dialogs und des Austausches in seine Arbeit zu integrieren. Um Ereignisse und Orte zu entwickeln, die den Austausch von Reflexionen ermutigen, basiert Paris’ Arbeit auf dem Konzept, zwischen dem Aufbau dialogischer Environments und dem oder der BetrachterIn, dem Ausstellungsraum und den Institutionen zu vermitteln.
Paris’ „Portable Garden“ besteht aus einem grünen Buntstift, auf dem der Werktitel eingraviert ist. Mit dem Stift verzeichnet das Personal des Kunstvereins die Besucheranzahl während der Ausstellung.
Courtesy des Künstlers und der Galeria Luisa Strina, São Paulo
Chadwick Rantanen* Fluoreszenter Aufbau, 2015
Der Realismus ist dem Pragmatismus sehr nahe. Sehen Sie sich die positiven Aspekte der Beziehung an: Wenn Sie sich kein weiteres hochmodernes deutsches Belichtungssystem leisten können, besorgen Sie sich billige fluoreszierende Substanzen. Diese sind nicht nur mit einem schlankeren Preisschild ausgestattet, sondern auch mit dieser nach wie vor so gültigen Referenz an das Industrielle für die Kulturindustrie der Kunst. Eine gewisse sachliche Ausstrahlung: stimmt! Ein gewisser symbolischer Mehrwert: na also. Eine riesige Menge Willkür: ja, ganz genau. Diese inhärent seltsame Eigenschaft des Industriellen und industrieller Standards befindet sich im Zentrum der Arbeiten von Chadwick Rantanen (geb. 1981, US); eine beständige Suche nach Spannung, Ausgeglichenheit und dem häufigen Missverhältnis zwischen dem Readymade und dem Handgefertigten. Oder vielmehr, hier wird die Logik der industriellen Produktion isoliert und leicht pervertiert und bildet das Fundament für eine Logik skulpturaler Produktion. Ein schlankes Verkeilen von Form und Funktion mithilfe des Modifizierten, des Adaptierten, des Personalisierten, des Aufgemotzten, des Selbstgemachten, des Nike ID-ten, des genau Vermessenen, des Maßgeschneiderten. Was also wollen Sie für diese Ausstellung tun? Ich will die Lichter einstellen.
Courtesy der Künstler und Standard (Oslo)
Will Stuart On the positioning of a replica of Michelangelo Pistoletto’s Struttura per parlare in piedi (Structure for talking while standing) 1965–66, from the series Oggetti in meno (Minus objects) reproduction, 2012
An ausverhandelten Positionen präsentieren Will Stuart (Will Holder und Stuart Bailey) eine Nachbildung von Struttura per parlare in piedi, einer Arbeit von Michelangelo Pistoletto (geb. 1933, Italien), die zu seiner Serie von „Minus-Objekten“ gehört.
Die Arbeit wird von einer Bekanntmachung begleitet, welche die ursprünglichen Intentionen hinter der Arbeit wie auch die Frage untersucht, wie folgende Verhandlungen mit den verschiedenen Beteiligten den zweideutigen Zweck der Arbeit als Möbelstück (an das sich die Öffentlichkeit anlehnen kann) und Metapher (für Konversationspolitiken) reflektieren. Das Objekt ist ständiges Thema der Auseinandersetzung bei der Beschäftigung mit Raum und Funktion innerhalb des diskursiven Programms.
Michelangelo Pistolettos Werk wurde bereits 1988 im Grazer Kunstverein ausgestellt.
Courtesy die Künstler
*Neuzugänge
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