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Department of Ultimology

Ultimologie ist das Studium dessen, was tot ist oder gerade stirbt. Das Department of Ultimology ist ein fortlaufendes Projekt der Kuratorin Kate Strain (Grazer Kunstverein) und der Künstlerin Fiona Hallinan (Doktoratskandidatin der LUCA School of Arts, KU Leuven), welches die Ultimologie als kuratorische Strategie und edukatives Werkzeug für den transformativen Diskurs vorschlägt. Als Werkzeug kann es genutzt werden, um durch die Analyse, was gefährdet, bedroht oder ausgestorben ist, Einblick in die subjektive Erfahrung von Fortschritt zu gewinnen. Die Ultimologie kann als Dienst auf bestehende Praktiken, Systeme oder Situationen angewandt werden, um ein breiteres Verständnis der Evolution der Wissensproduktion zu ermöglichen. Das überhaupt erste Department of Ultimology wurde im Trinity College Dublin eingerichtet und wird vom CONNECT Research Centre betrieben.

2018 lud der Grazer Kunstverein zusammen mit steirischer herbst ’18 das Department dazu ein, eine Arbeitsgruppe und ein Forschungsprojekt einzurichten, die sich damit befassen sollten, was in unserer zeitgenössischen Erfahrung von Tradition, Ritual und Erbe fehlt oder was vielleicht auch fehlen sollte. Das resultierende Forschungsprojekt mit dem Titel What Where war eine Zusammenarbeit zwischen den KünstlerInnen/ForscherInnen Nina Höchtl und Julia Wieger des Sekretariats für Geisterarchivpolitiken und Lücken [Secretariat for Ghosts, Archival Politics & Gaps] und Fiona Hallinan sowie Kate Strain vom Department of Ultimology.

Das Projekt befasste sich reflexiv mit der Wissensproduktion von Ritualen, Zeremonien und regionalen Besonderheiten sowie saisonalen Traditionen der Steiermark. Es erkundete die Machart, die Bewahrung und Erhaltung von Trachten, den traditionellen Kleidungs- und Volkskostümen Österreichs, die heute immer populärer werden. Das Projekt bestand aus einer Installation mit historischen und zeitgenössischen visuellen Dokumenten zusammen mit einem Skript und einem Fragebogen wie auch einer Vortragsperformance, die die abschließende Diskussion zwischen Conchita und Gabalier beim steirischen herbst 2018 unterbrach.

Die Installation und die Vortragsperformance gehen aus der Entdeckung einer an verschiedenen Orten gezeigten Diashow von 1959 hervor, die das Interesse am Dirndl in der Steiermark wieder neu aufleben lassen wollte. Beide Events stellen die Neueinführung des Dirndls als Stütze der österreichischen Identität, seine Beziehung zum Nationalsozialismus, die strukturellen Hierarchien, zu deren Entwicklung zwischen Land und Stadt es beigetragen hatte, wie auch seine Rolle beim Aufbau von Gender-Identitäten in den Vordergrund. Der Fragebogen lud das Publikum dazu ein, „eine spezifische Tradition, ein Ritual oder eine Besonderheit auszuwählen, die Sie in ihrer Umwelt, ihrer Region oder ihrer Zeitperiode einzigartig finden“, und die Kultur der Umgebung auf diese Weise zu reflektieren und zu hinterfragen, woraus sie genau besteht, wie sie konsumiert, weitergeführt, praktiziert und erhalten wird, und wie es dabei möglich ist, ihre Auslöschung bewusst oder unbewusst zu verhindern.