Top / Nach oben


Bild mit Blick in den Grazer Kunstverein, überlagert von Raumplan, Courtesy von Triple Candie

Im Laufe des Jahres 2018 wird Triple Candie (Shelly Bancroft und Peter Nesbett) einen vielschichtigen Beitrag zu Werk und Erbe des amerikanischen Konzeptkünstlers Michael Asher herstellen. Dieser arbeitete oft im Zwischenraum von Kunst und Architektur. Asher schuf temporäre Interventionen in architektonischen Räumen, um die verschiedenen versteckten Systeme und Annahmen, die die Betrachtung von Kunst ermöglichen, in den Vordergrund zu rücken. Für ein Projekt im Artists Space in New York 1988 rekonstruierte Asher nach einer Umstrukturierung der Galerie, bei der absichtlich der obere Mauerabschnitt offen und ohne Gipskartonwand gelassen wurde, die Gipskartonwand. In der Kunsthalle Bern versetzte er 1992 alle Dampfstrahler des Gebäudes in einen zentralen Galerieraum und schloss deren Leitungen wieder an die originalen Ventile an, um sie in Betrieb zu halten. Da fast alle seine Projekte ortsspezifisch waren, kam von Vornherein eine Reinszenierung der Projekte anderswo nicht in Betracht. Eine der zentralen Fragen dieses Projekts lautet daher, wie man sich posthum mit einem so abwesendes Werk wie jenem Ashers beschäftigen bzw. es erforschen kann.

Triple Candies Vereinbarung mit dem Grazer Kunstverein besteht aus mehreren Teilen, die vier spekulative Projekte (institutionelle Interventionen) und eine stetig wachsende Forschungsarbeit beinhalten. Die vier Projekte, die 2018 der Reihe nach realisiert werden, versuchen das verlorene experimentelle Potenzial von Ashers Werk wiederauferstehen zu lassen, indem an seine Methodologien angeknüpft wird und dabei neue Interventionen in einem neuen Kontext kreiert werden. Zusätzlich ist es das Ziel von Triple Candie, Michael Ashers unorthodoxen Zugang in dem einzigartigen Kontext des Grazer Kunstvereins aufzuzeigen und seine legendäre Arbeitsweise in Bezug auf stets sich anbahnende Fragen kritisch zu beleuchten: in death, what next? Wie nähern wir uns einem Künstler wie Asher, dessen ortsspezifische Arbeit bei der Deinstallation zerstört wurde, und der während seines Lebens Reproduktionen seiner Arbeit ablehnte, und entwirren seine Ideen basierend auf dem, was er hinterlassen hat? Wie lässt sich die Immensität ihrer Relevanz an jüngere und zukünftige Generationen kommunizieren? Ist es möglich, durch das spekulative Potenzial der Kunstpraxis vergangene Gesten auf neue und bedeutsame Weise neu zu aktivieren? Kann Ashers wichtiges Erbe ohne ihn erweitert werden?

Der von Triple Candie vorgeschlagene Titel für dieses Projekt war ursprünglich If Michael Asher, kuratiert von Triple Candie. Er wurde auf Wunsch des Grazer Kunstvereins in Triple Candie: If Michael Asher geändert. Triple Candie bat an dieser Stelle um Nennung des originalen Titels.

Triple Candie ist eine in den USA ansässige, avant- Gardistische kuratorische Produktionsagentur, die mit Museen und zeitgenössischen Kunsträumen für Ausstellungen über Kunst zusammenarbeitet, im Allgemeinen aber von diesen unabhängig agiert. Von 2001–10 unterhielt sie eine Galerie in Harlem. Seit damals hat sie Projekte in Australien, Europa und in den Vereinigten Staaten an Orten wie Chateau Shatto, Los Angeles; Deste Foundation, Athen; Gertrude Contemporary, Melbourne; Museum of Contemporary Art Detroit; Project Arts Centre, Dublin; und im Utah Museum of Contemporary Art, Salt Lake City, präsentiert. Übersichtsaustellungen von Triple Candies Arbeit waren im FRAC Île-de-France/Le Plateau, Paris (2012) und in der Addison Gallery of American Art, Andover, Massachusetts (2017) zu sehen.