Frühling im Grazer Kunstverein
Bianca Baldi
Cameo
16. April – 13. Juni 2021
Bild Courtesy die Künstlerin
Der Titel der Ausstellung Cameo bezieht sich auf die Mechanismen, die während des „Passing“* vor sich gehen. Der Begriff „cameo“ beschreibt einen kurzen Auftritt einer bekannten Person in einem Film oder Stück. Es wird erwartet, dass die Person sich selbst spielt, letztendlich tritt die Person jedoch als eine fiktionalisierte Version ihrer selbst auf. Ähnlich wie beim Phänomen des „Passing“: Auch wenn eine Person während des „Passing“ als sie selbst auftritt, verkörpert sie gleichzeitig eine fiktionalisierte Version. Ihren Blick auf das Tierreich gerichtet, bedient sich die Künstlerin Bianca Baldi Beispielen von Lebewesen, die die Wandlungsfähigkeit ihrer Hautpigmente als Methode des „Passing“ ausdrücklich zur Selbsterhaltung nutzen. Um das Phänomen des „versipellis“ (die Gestalt oder Haut wechseln) zu erforschen, präsentiert Baldi in ihrer ergreifenden und humorvollen Video-Arbeit Play-White das Porträt eines Tintenfisches, gleichzeitig chimärische Kreatur und Quelle von Sepia (einem Pigment, das oftmals in der Fotografie oder im Kontext des Archivierens genutzt wird). Während sie eigene Geschichten und literarische Charaktere in einer Studie der radikalen Überschreitungen, Tarnung, unausgesprochenen Traurigkeit und des Überlebens kombiniert, zieht Baldi historische und zoologische Forschung heran, um eine fesselnde Meditation über Wahrnehmung, Verkörperung, Selbstdarstellung und die ästhetischen Grenzbereiche der Identität zu präsentieren.
*In der Soziologie beschreibt der Begriff „Passing“ die Zuschreibung eines Individuums zu einer Identitätsgruppe oder Kategorie, der es nicht angehört. Dies kann Ethnie, soziale Klasse, Gender, sexuelle Orientierung, Religion, Alter und/oder Behinderung betreffen.
Bianca Baldi, Ausstellungsansicht von Cameo, Frühling 2021, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam
Bianca Baldi, Ausstellungsansicht von Chrometaphor i and Play-White als Teil von Cameo, Frühling 2021, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam
Bianca Baldi, Ausstellungsansicht von Cameo, Frühling 2021, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam
Bianca Baldi, Ausstellungsansicht von Cameo, Frühling 2021, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam
Bianca Baldi, Ausstellungsansicht von Cameo, Frühling 2021, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam
Die Künstlerin Bianca Baldi (geb. 1985 in Johannesburg, Südafrika) lebt in Brüssel, Belgien. In ihrer künstlerischen Arbeit beschäftigt sie sich mit der Funktion des Narrativen als Mittel der Wissenserzeugung in fiktionalen sowie historischen Kontexten. Sie interessiert sich für die Darstellung von Identität und Geschichte und erforscht diese Themen mit den Mitteln der Fotografie, des Films, des Schreibens und des Veröffentlichens, welche sie im Ausstellungsformat zu Installationen vereint. Sie absolvierte ihren Bachelor of Arts 2007 an der Michaelis School of Fine Art in Kapstadt, Südafrika, und vollendete ihr Studium an der Städelschule in Frankfurt. Ihre Arbeiten wurden bereits bei großen internationalen Ausstellungen gezeigt, wie der 11. Afrikanischen Biennale für Fotografie (Bamako), der 11. Shanghai Biennale, der 8. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst sowie bei Gruppenausstellungen in der Kunsthalle Bern, Extra City Kunsthal Antwerp, Kunstverein Braunschweig und Kunstverein Frankfurt. Ihre aktuellsten Einzelausstellungen waren Versipellis bei Superdeals in Brüssel (2018), Eyes in the Back of Your Head im Kunstverein Harburger Bahnhof (2017) und Pure Breaths bei Swimming Pool in Sofia (2016).
Cameo von Bianca Baldi wird vom Grazer Kunstverein und Netwerk Aalst koproduziert, mit zusätzlicher Unterstützung der Hessischen Kulturstiftung und Flanders State of the Art. Es wird eine begleitende Publikation von Bianca mit dem Titel Play-White, koproduziert in Zusammenarbeit mit Pieternel Vermoortel (Netwerk Aalst) und Kate Strain (Grazer Kunstverein), im K. Verlag in Berlin erscheinen (Vorbestellung).
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