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Winter im Grazer Kunstverein

Richard Kriesche
VERNISSAGE
12. Februar – 16. Februar 2020, 18–21 Uhr


Bildcourtesy Richard Kriesche

VERNISSAGE ist ein einwöchiges Projekt, das von Richard Kriesche speziell für den Grazer Kunstverein konzipiert wurde. Geöffnet nur an den Abenden, zielt das Projekt darauf ab, die genaue Verortung von Kunst im zeitgenössischen Kontext zu hinterfragen und über die individuelle, subjektive Erfahrung im Gegenzug zur Quantifizierung von Kultur als Daten nachzudenken. Seit den 1990er-Jahren hat Kriesches Arbeit die gegenseitigen Abhängigkeiten von Kunst, Gesellschaft, Technologie und Wirtschaft erkundet und in einer kritischen und kreativen Spannung gearbeitet, um Systeme zu problematisieren und Fehler aufzudecken. Für den Winter 2019/20 erzeugt Kriesche eine Situation, in der BesucherInnen des Kunstvereins eingeladen sind, nach Bedeutung zu suchen und diese vor einem verwirrenden Hintergrund von Bürokratie, Protokoll und radikaler Gastfreundschaft zu verorten.

An jedem der fünf Eröffnungsabende von VERNISSAGE wurde dieselbe Rede der künstlerischen Leiterin Kate Strain gehalten, um diesen Augenblick festzuhalten und die offizielle Eröffnung von VERNISSAGE zu verkünden.

„Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder, geschätzte Gäste, guten Abend und herzlich Willkommen im Grazer Kunstverein zur VERNISSAGE. Mein Name ist Kate Strain und ich bin die künstlerische Leiterin des Grazer Kunstvereins. Das hier ist Richard Kriesche und er ist als Künstler für dieses Projekt verantwortlich.

Aber, wer sind Sie? Wir haben Sie eingeladen – wir sollten es wissen. Sie sind das Publikum. Aber tatsächlich sind Sie viel mehr! Sie sind die Besucherin/der Besucher. Sie sind die Besucherin/der Besucher und Sie sind heute mit uns hier, um die Eröffnung dieser Ausstellung zu feiern. Hier in diesem Raum verwandelt sich das Individuum durch die Vernissage zum Besucher. Nun, liebe Besucherinnen und Besucher, Sie sind alle herzlich zur VERNISSAGE eingeladen.

Aber was ist eine Vernissage? Eine Vernissage (aus dem Französischen, was ursprünglich „Lackieren“ bedeutet) ist ein Begriff, der für eine Vorschau einer Kunstausstellung verwendet wird, die vor der offiziellen Eröffnung in privatem Rahmen stattfinden kann. Wenn die Vernissage nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist, sondern nur für eingeladene Gäste, wird sie manchmal auch als private Schau bezeichnet. Im 19. Jahrhundert gaben Künstler ihren Gemälden manchmal den letzten Schliff, indem sie an diesem Tag die Leinwand lackierten. Und besondere Freunde, Gönner oder Elite-Besucher wurden zum Mitfeiern eingeladen. In diesen Tagen hat sich die Gepflogenheit einer Vernissage zu einem gemeinsam erlebten Moment entwickelt, um offiziell auf das neue Kunstwerk anzustoßen und es als Erster zu sehen, sei es als Kunstprofi, VIP, Kritiker, potentieller Sammler oder auch als eingeladener Besucher.

Es ist uns eine Ehre, dieses neue Werk von Richard Kriesche zu präsentieren, und noch mehr, dass heute, wie bei jeder Vernissage in dieser Woche, „der Künstler anwesend ist“.

Bevor Sie nun die Ausstellung betreten dürfen wir nicht vergessen unseren lieben Sponsoren und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu danken. Danke an JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH, to DIGITAL – Institute for Information and Communication Technologies, NXP Semiconductors und Infineon Technologies AG. Danke an unsere Förderer: Stadt Graz, Land Steiermark, Bundesministerium und Legero united. Ein großes Dankeschön gilt unserem wunderbaren Team: Tanja, Christina, Ahmad, Enzo, Julia, Henrik und Thomas. Danke sehr an Weinhof Ulrich für den köstlichen Wein und danke an alle unsere Mitglieder für das kontinuierliche Interesse, die Begeisterung und das aktive Engagement. Und schließlich bedanken wir uns herzlich beim Künstler selbst, Richard Kriesche.

Sie, liebe BesucherInnen, haben bestimmt schon von Einzelausstellungen gehört. Normalerweise ist eine Ausstellung von einer Person eine Einzelausstellung, die von einer Person produziert wurde. Diesmal haben wir aber eine Ein-Personen-Ausstellung, die nicht nur von einer Person gemacht wurde, sondern auch für eine Person. Aus diesem Grund laden wir Sie dazu, diese Ausstellung allein zu betreten und zu erfahren. Wir benötigen daher Ihre Geduld und Zusammenarbeit, um diese Form der intensiven privaten Begutachtung zu ermöglichen. Wir hoffen aber, dass Sie unsere Getränke und Snacks genießen, bis Sie an der Reihe sind.

Danke Ihnen allen, dass Sie zu VERNISSAGE gekommen sind!

Das ist für Sie.“

Richard Kriesche (geb.1940), Wien. Künstler, Medienkünstler- und theoretiker, Ausstellungsmacher, Kurator von Kunst- und Wissenschaftsausstellungen, Herausgeber von Kunstzeitschriften, Galerist und Publizist. Seine künstlerischen Arbeitsfelder umfassen Foto-, Video-, Computer-, Netzkunst, Installationen, Performance und Multimediakunst. Mit seinen Skulpturen und Installationen war Kriesche u. a mehrmals an der Documenta Kassel und der Biennale Venedig vertreten. Als erster österreichischer Künstler wurde Kriesche mit einem Preis der Biennale Venedig ausgezeichnet. Er ist u. a. Träger des österreichischen Medienkunstpreises.

Letzte größere Ausstellungen: „Schwindel der Wirklichkeit“, Akademie der Künste, Berlin, 2014. „ABSTRACT LOOP AUSTRIA“, 21er Haus, Wien, 2016. „Malerei mit Kalkül“, mumok Museum moderner Kunst, Wien, 2018. 2020 wird unter der Direktion der Albertina Modern und mit Kriesches Beteiligung die wahrscheinlich bedeutendste Ausstellung zu Österrreichs Kunst- und Kulturgeschichte der Nachkriegsära stattfinden – „The Beginning: Kunst in Wien 1945 bis 1980“.

VERNISSAGE von Richard Kriesche wird mit Forschung durch die JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH, DIGITAL – Institute for Information and Communication Technologies realisiert und von NXP Semiconductors and Infineon Technologies AG unterstützt.


Richard Kriesche, Detail von VERNISSAGE, Winter 2019/20, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam


Richard Kriesche, Detail von VERNISSAGE, Winter 2019/20, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam


Richard Kriesche, Detail von VERNISSAGE, Winter 2019/20, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam


Richard Kriesche, Detail von VERNISSAGE, Winter 2019/20, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam


Fiona Hallinan
„I remember oranges, you remember dust“
6. Dezember 2019

Als Teil ihres fortlaufenden Gastfreundschaftsprojekts Fink’s präsentiert Fiona Hallinan „I remember oranges, you remember dust“, einen Kochworkshop in zusammenarbeit mit Eva De Moor, in drei Teilen, der erkundet, wie wir Staub produzieren, wie wir uns die Hände waschen, Asche kneten, Überschüsse entfernen, erhalten und weiter verwerten. Dies ist eine künstlerische Performance in Form eines Kochkurses, wo aktives, praktisches Arbeiten mit frischen Produkten, Kamingeschichten, ungewöhnliche Rezepte, geteiltes Wissen und gemeinsames Essen zusammengebracht werden und in einem kollektiven Fest der saisonalen Spezialitäten gipfeln.


Fiona Hallinan, I remember oranges, you remember dust, Kochworkshop mit Eva De Moor, Winter 2019/20, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam


Fiona Hallinan, I remember oranges, you remember dust, Kochworkshop mit Eva De Moor, Winter 2019/20, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam


Fiona Hallinan, I remember oranges, you remember dust, Kochworkshop mit Eva De Moor, Winter 2019/20, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam


Triple Candie
Grazer Kunstverein, 2017–2020
6. Dezember 2019

2017 begann das Künstlerkollektiv Triple Candie (Shelly Bancroft und Peter Nesbett) mit der Arbeit an einem vielschichtigen Forschungsprojekt, im Zuge dessen sie die Werke und Methodologien des amerikanischen Künstlers Michael Asher (1943–2012) untersuchten. In diesem performativen Projekt unternahmen sie den Versuch, die verlorenen, experimentellen Potenzialitäten von Ashers situationellen Kunstwerken wiederaufleben zu lassen. Dafür führten die KünstlerInnen profunde Studien durch, um neue Interventionen in einem neuen Kontext zu schaffen, der von dem institutionellen Rahmen des Grazer Kunstvereins gebildet wurde. Die daraus resultierenden Vorstellungen, Spekulationen, Interventionen und Installationen werden in einer neuen Publikation dokumentiert, 'Triple Candie: Grazer Kunstverein, 2017–2020'. Dieser Katalog wird in Zusammenarbeit mit Phileas – A Fund for Contemporary Art publiziert und am 6. Dezember 2019 um 21 Uhr als Teil der Wintersaison des Grazer Kunstvereins vorgestellt. 'Triple Candie: Grazer Kunstverein, 2017–2020', wir mit Mark Pezinger Books herausgegeben.


'Triple Candie: Grazer Kunstverein, 2017–2020'


'Triple Candie: Grazer Kunstverein, 2017–2020' ausgestellt innerhalb von The Elisabeth Printschitz Library. Foto von Thomas Raggam