Winter im Grazer Kunstverein
7. Dezember 2018 – 22. Februar 2019
Mehraneh Atashi
Flotsam, Jetsam, Lagan, and Derelict
Mehraneh Atashi, Ausstellungsansicht von Flotsam, Jetsam, Lagan, and Derelict, Winter 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler
Mehraneh Atashi, Ausstellungsansicht von Flotsam, Jetsam, Lagan, and Derelict, Winter 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler
Diese wichtige neue Ausstellung der in Amsterdam lebenden Künstlerin Mehraneh Atashi verbindet ihr unverkennbares, visuelles Vokabular mit haptischen skulpturalen Elementen, die den Raum der Galerie von der Decke bis zum Boden besetzen und sich zu eigen machen. Atashi lässt einen Phoenix aus den Ruinen aufsteigen und nimmt dabei in ihrer Arbeit The Canticle of the Birds, in der Pluralität zur Singularität wird, als Ausgangspunkt. Ihre kodierte skulpturale Welt wird mit gefundenem und adaptiertem Filmmaterial und Formen zu einer Collage zusammengefügt, die auf eine Bühne aus Kratern, Dünen, Höhlen und Aushöhlungen gesetzt wird. Durch eine Erkundung der vier Arten des Schiffbruches hält Atashis Arbeit eine persönliche Reise fest und erschafft ein Universum aus Trümmern, eine Geschichte aus Abfall, zusammengesetzt zu einem Patchwork, das eine innere, sich ständig transformierende Ökologie offenbart.
Mehraneh Atashi, Lapis Lazuli playground, 2017 und Angelika Loderer, Untitled, Winter 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler
Lapis Lazuli playground
Textil und Bambus, im Korridor, 2017
Mehraneh Atashi, Ausstellungsansicht von Flotsam, Jetsam, Lagan, and Derelict, Winter 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler
The elements of becoming
Installation zwischen zwei Räumen, die eine bespannte Bodenplatte von Fotoboden Berlin mit einer architektonischen Landschaft, gestaltet von Lida Badafreh und Mehrshad Atashi, 2018, beinhaltet.
Mehraneh Atashi, Ausstellungsansicht von Flotsam, Jetsam, Lagan, and Derelict, Winter 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler
Flotsam, Jetsam, Lagan, and Derelict
Serie von skulpturalen Arbeiten mit Keramik, Gießharz- Händen, Gießharz-Dildo, Kette, Schaum, Moos, Brotteig, Auto-LED-Leuchten, Kupfersulfat, Sonnenblumenkerne, bedruckte Kleidung, Nebelgeräte, Stoffe, Acrylfarbe, 2016–2018
Mehraneh Atashi, The limits of the earth from shore to shore, Winter 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler
The limits of the earth from shore to shore
Serie mit vier bedruckten Strandtüchern, gesteppten Textilien, Schaum, Hula-Hoop-Reifen, Ölfarbe, gemischte Materialien, 2017
Mehraneh Atashi, Detailansicht von Flotsam, Jetsam, Lagan, and Derelict, Winter 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler
Mehraneh Atashi ist eine Künstlerin aus dem Iran, die in Amsterdam lebt und arbeitet. Seit ihrem BFA in Fotografie in Teheran und ihrer postgradualen Ausbildung an der Rijksakademie in Amsterdam hat sie ein Oeuvre entwickelt, das aus Collagen, Skulpturen, Fotografie und Video besteht. Ihre Praxis wechselt thematisch zwischen Konzeptualismus und Materialität, zwischen Bilderwelt und Ikonografie, dabei erkundet sie die Möglichkeit des Werdens in statischen Systemen wie auch Konzepte des Blicks. Ihre Arbeit wurde 2014 mit dem Mondrian Stipendium for Established Artists ausgezeichnet und in experimentellen Solo- und Gruppenausstellungen in Los Angeles, London, Bratislava, Reykjavik, Berlin, Salzburg und Amsterdam gezeigt.
http://www.itsjustdelusionoftouch.com
Flotsam, Jetsam, Lagan, and Derelict von Mehraneh Atashi wird großzügigerweise von Mondriaan Fund gefördert.
Angelika Loderer
Poems to Gadgets
Angelika Loderer, Ausstellungsansicht von Poems to Gadgets (icicles), Winter 2018, Grazer Kunstverein. Bildcourtesy die Künstlerin
In ihrer neuen Ausstellung fängt Loderer die Zeit ein, indem sie temporäre Modelle aus Schnee und Eis zu permanenten skulpturalen Arbeiten gießt. Die von ihr angewendete performative skulpturale Technik verzeichnet einen Augenblick des Verlusts oder der Veränderung, während sie gleichzeitig das zerstört, was sie neu auferstehen lässt. Innerhalb dieses reflexiven Prozesses und im Rahmen ihrer breiteren künstlerischen Praxis erprobt und erweitert Loderer die physikalischen Parameter ihrer Materialien. Auf diese Weise untergräbt sie immer wieder Ideen rund um den positiven und negativen Raum, um Materie und ihr Fehlen, um das Organische und Menschengemachte, die Vergangenheit und um einige mögliche Zukunftsvisionen.
Angelika Loderer, Snowball (Edition), Winter 2018, Grazer Kunstverein. Bildcourtesy die Künstlerin
Snowball (Edition)
Serie von 10 Unikaten, Patinierter Messingguß, 2018
Angelika Loderer, Poems to Gadgets (scatter piece), Winter 2018, Grazer Kunstverein. Bildcourtesy die Künstlerin
Angelika Loderer, Detailansicht von Poems to Gadgets (scatter piece), Winter 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam
Poems to Gadgets (scatter piece)
Sand, 2018
Angelika Loderer, Poems to Gadgets (icicles), Winter 2018, Grazer Kunstverein. Bildcourtesy die Künstlerin
Poems to Gadgets (icicles)
Messingguß und Stahl, verschiedene Formate, 2018
Angelika Loderer, Poems to Gadgets (bug), Winter 2018, Grazer Kunstverein. Bildcourtesy die Künstlerin
Poems to Gadgets (bugs)
Messingguß, verschiedene Formate, 2018
Angelika Loderer, Detailansicht von Poems to Gadgets (scatter piece), Winter 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam
Angelika Loderer, geboren 1984 in Feldbach, Steiermark, lebt und arbeitet in Wien, Österreich. Loderer studierte an der Universität für Angewandte Kunst, Wien, im Wimbledon College of Art, London, wie auch am Hendrix College, Arkansas, USA. Zu ihren neuen Solo-Ausstellungen gehört eine Präsentation in der Galerie Sophie Tappeiner, Secession, Wien, 2017; im Salzburger Kunstverein, 2016; und im Dortmunder Kunstverein, 2015. Ihre Arbeit wurde in Gruppenausstellungen in Turin, Sydney, Berlin, Frankfurt und in Mexico City gezeigt. 2016 gewann Angelika Loderer den Dagmar Chobot Prize for Sculpture. Sie wurde für den Kapsch Contemporary Art Prize 2018 nominiert. Zu den geplanten Projekten gehört die Teilnahme an einer Gruppenausstellung, die von Domenico de Chirico in Turin kuratiert wird, sowie nächstes Jahr an einer Solo-Show in der Galerie Sophie Tappeiner.
http://www.angelikaloderer.at
Triple Candie
If Michael Asher part IV
Triple Candie, If Michael Asher part IV, Winter 2018/19, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler
Part IV von Triple Candies Vereinbarung mit dem Grazer Kunstverein ist unsichtbar. Triple Candies vierter Beitrag dieses Forschungsprojekts ist unsichtbar. In einem Übergangskorridor zwischen den beiden aktuellen Ausstellungen, weit weg von den Büros des Grazer Kunstvereins, spielt eine Feldaufnahme, die die täglichen Geräusche der Verwaltungsarbeit, die vor Ort aufgenommen wurde, einfängt, von versteckten Lautsprechern in geringer Lautstärke. Da der Korridor Kunstwerke von zwei Künstlerinnenn enthält und der Ton nicht schriftlich festgehalten ist, ist seine Präsenz unterbrochen, grenzüberschreitend und unschuldig. Es erinnert an die oft unsichtbare Büroarbeit, die der ästhetischen Erfahrung zugrunde liegt, ohne sie heilig zu machen. Diese Idee hat in einer Reihe von Werken von Asher Vorrang, darunter „A Television Program“ (1975 in KGW in Portland, Oregon ausgestrahlt), in dem er die Kameras den Aktivitäten im Produktionsraum für die halbstündigen Segmente zuwandte, wie auch seinen Beitrag zur MoMA-Ausstellung Spaces (1970), die aus einem leeren Raum bestand, in dem die Umgebungsgeräusche außerhalb des Gebäudes zur sinnlichen Erfahrung gesammelt wurden (Schritte und Stimmen in der Halle, Straßenverkehr). Part IV von Triple Candies Vereinbarung mit dem Grazer Kunstverein (von 7. Dezember 2018 – 22. Februar 2019) wurde von dem folgenden methodischen Verweis begleitet:
Die Eingangsräume des Grazer Kunstvereins bilden die Schnittstelle der Institution zur Stadt. Hell und mit Tageslicht aus den deckenhohen Fenstern beherbergen sie eine Bibliothek; Tribünenbestuhlung für Gespräche und Vorträge; eine Bar der Gastfreundschaft; einen Informationsschalter; und ein Büro. Die in diesen Räumen durchgeführten Aktionen sind die notwendige Arbeit der Geselligkeit und der Verwaltung. Dies steht in scharfem Kontrast zum Rest des Gebäudes, wo eine Serpentinenfolge von immer kleiner werdenden und zunehmend diskreten Galerien keine Spur der institutionellen Arbeit trägt, um das Betrachten von Kunst zu ermöglichen.
Für dieses Projekt schlagen wir vor, das Verborgene spürbar zu machen. In einer Galerie, die bereits die Arbeiten der Künstlerinnen Mehraneh Atashi und Angelika Loderer enthält, werden wir eine Feldaufnahme der täglichen Klänge des Büros des Grazer Kunstvereins einführen. Das laute Dröhnen einer Espressomaschine, das Antippen der Finger an einer Tastatur, das Klacken eines Druckers und die Glocken von Telefonklingeltöne werden atmosphärisch von verborgenen Lautsprechern ausgehen. In der Galerie gibt es keinen Hinweis, der auf den Eingriff hinweist.
Triple Candie, If Michael Asher part IV, Winter 2018/19, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler
Triple Candie ist eine in den USA ansässige, avant- Gardistische kuratorische Produktionsagentur, die mit Museen und zeitgenössischen Kunsträumen für Ausstellungen über Kunst zusammenarbeitet, im Allgemeinen aber von diesen unabhängig agiert. Von 2001–10 unterhielt sie eine Galerie in Harlem. Seit damals hat sie Projekte in Australien, Europa und in den Vereinigten Staaten an Orten wie Chateau Shatto, Los Angeles; Deste Foundation, Athen; Gertrude Contemporary, Melbourne; Museum of Contemporary Art Detroit; Project Arts Centre, Dublin; und im Utah Museum of Contemporary Art, Salt Lake City, präsentiert. Übersichtsaustellungen von Triple Candies Arbeit waren im FRAC Île-de-France/Le Plateau, Paris (2012) und in der Addison Gallery of American Art, Andover, Massachusetts (2017) zu sehen.
http://www.triplecandie.org
|