Herbst im Grazer Kunstverein
20. September – 16. November 2018
Dennis McNulty
TTOPOLOGY
Dennis McNulty mit Bea McMahon, See what surfaces, Herbst 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler.
Dennis McNultys TTOPOLOGY ist ein in Entwicklung begriffenes, sich an die Gegebenheiten anpassendes Projekt, das sich mit der verkörperten Erfahrung von Raum und Zeit innerhalb einer gebauten Umgebung beschäftigt. Das Projekt besteht aus einer Reihe skulpturaler Werke, die sich zu einem audiovisuellen Spaziergang durch die Stadt erweitern. Schrittweise wird auf diese Weise ein Stück Realität freigelegt. TTOPOLOGY aktiviert die Requisiten und die MitspielerInnen, die manchmal das Projekt nachvollziehen, manchmal nicht, und die die überdachten Fußwege, die Untergrundpassagen, die schwebenden Inseln und die riesigen, mehrstöckigen Gebäude in Graz bevölkern. Eine Mittagstour (von Mittwoch bis Samstag während steirischer herbst) bietet BesucherInnen die Möglichkeit, die alte Stadt auf eine neue Weise zu erleben, indem sie den neu konfigurierten Objekten und Szenarios am Weg begegnen. So entstehen neue Assoziationen und die eigene gewohnte Erfahrung von Zeit und Raum wird destabilisiert.
Dennis McNulty, Ausstellungsansicht von TTOPOLOGY, Herbst 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler.
Arbeit besteht aus einer Serie skulpturaler Arbeiten, die sich zu einem audiovisuellen Gang durch die Stadt erweitern. Das Projekt inszeniert auf diese Weise eine schrittweise Freilegung der Realität. Indem er immer wiederkehrende Formen wie den Torus, die Wellenform, den Bogen und die Endlosschleife verwendet, nutzt McNulty physikalische und digitale Materie, um topologisches Denken zu erkunden und lenkt die Aufmerksamkeit auf diese Weise auf Ideen rund um endlose Schleifen, Verbundenheit und Synchronizität.
Dennis McNulty, Ausstellungsansicht von TTOPOLOGY, Herbst 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler.
McNulty arbeitet mit dem, was er „AV Works and Staging Structures“ nennt. Die AV Works sind audiovisuelle Kunstwerke, die aus einer Zusammenstellung unterschiedlicher Medienelemente bestehen, die sowohl Hardware wie Inhalte umfassen. Von diesen Elementen sind einige fest, einige vom Computer generiert. Die AV Works verbinden häufig analoge und digitale Elemente miteinander und bezeichnen den Versuch des Künstlers, Zeitlinien und Collage-Protokolle zu verlagern. Staging Structures wurden als Installationen als Reaktion auf spezifische Umgebungen gebaut, um Raumflüsse neu zu orientieren und/oder Platz für die AV Works zu bieten.
Dennis McNulty mit Bea McMahon, Superhandedness (single element), Herbst 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler.
Dennis McNulty (geb. Galway, Irland) ist Künstler, Musikschaffender und Ingenieur. Seine Arbeit ist von seinem Hintergrund im Bereich der elektronischen Musik, seiner Ausbildung als Baustatiker und seinen Studien in Psychoakustik (Klangwahrnehmung) beeinflusst. McNulty arbeitet mit einer großen Bandbreite an Medien, die häufig spezifisch angefertigte Hardware und Software beinhalten, um damit AV-Arbeiten, skulpturale Installationen und Performances zu schaffen. Zu den neueren Projekten gehören TTOPOLOGY im VISUAL, Carlow (2018), anginging im Assembly Point, London (2018), Homo Gestalt im Bluecoat bei der Liverpool Bienniale (2016), beim Lofoten International Art Festival: Disappearing Acts, Svolvaer (2015), A Leisure Complex in der Collective Gallery, Edinburgh/Carnoustie (2014) und PROTOTYPES in der Limerick City Gallery of Art (2014). Zu den früheren Ausstellungen gehören Performa 11 (2011), Encuentro de Medellin (2007) und die São Paulo Bienal (2008 und 2004). McNulty ist ein Künstler-in- Residence im CONNECT, in Irlands Forschungszentrum für zukünftige Netzwerke und Kommunikationen, wo er aktives Mitglied der Orthogonal Methods Group ist.
http://www.dennismcnulty.com
Dennis McNulty, The Moment Space, Rundgang als Teil von TTOPOLOGY, Herbst 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam.
Dennis McNulty, Display model (demo mode), Herbst 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler.
Der Künstler möchte sich bei Emma Lucy O’Brien und Ann Mulrooney von VISUAL Carlow, Bea McMahon, Meche Jordan, Maeve Connolly, Colm Maguire, Müge Yilmaz, Fergal Brennan, Mick O’Hara (Firestation Artists’ Studios), Paul Murphy (Thermoair) und Federico Griggio (Tecnoinvest) bedanken. Sein ganz besonderer Dank gilt dem CONNECT Centre for Future Networks and Communications und dort speziell Linda Doyle und OMG für die kontinuierliche Unterstützung.
TTOPOLOGY von Dennis McNulty wird vom Grazer Kunstverein und VISUAL Carlow koproduziert, mit Unterstützung des Arts Council of Ireland Project Award.
Anne Tallentire
Plan (…)
Anne Tallentire, House, Herbst 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler.
Anne Tallentires Plan (…) ist eine Ausstellung, die auf der fortlaufenden Beschäftigung der Künstlerin mit Präkarität und Kontingenz im Hinblick auf die Problematik von Raum und sozialer Handlungsmacht aufbaut. Tallentires Ansatz greift auf fließende Bewegung, Mobilität, Beobachtung und den Zufall zurück. Sie kreiert skulpturale Installationen oder räumliche Zeichnungen, indem sie bestimmte Materialien und Systeme demontiert, die sich auf eine spezifische Örtlichkeit, Situation oder eine soziale Konstruktion beziehen. Als Ausgangspunkt nimmt sie die Terrassenhaussiedlung – einen innovativen Wohnhauskomplex in Graz – und lässt sich auf eine Meditation über strukturelle Details ein. Sie erkundet die Vorstellungen von Dimensionalität und Kartierung, indem sie mit Alltagsbaumaterialien einen physikalischen Raum in den anderen transponiert. Bei der Repräsentation von Abstraktionen im lebenden und geteilten Raum hinterfragt Tallentire die Bedingungen, die Muster im täglichen Leben bestimmen, regulieren und formen.
Anne Tallentire, Ausstellungsansicht von Setting out, Herbst 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler.
Anne Tallentire, Ausstellungsansicht von Setting out, Herbst 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler.
Anne Tallentire, Ausstellungsansicht von Setting out, Herbst 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler.
Speziell für die Galerien des Grazer Kunstvereins konzipiert und ausgehend von bestehenden Lebensräumen und architektonischen Plänen, erkundet Tallentire die Verkörperung von Raum durch einen Prozess abstrakter Materialzeichnung, der von einem sorgfältig konstruierten Set von Regeln geleitet ist. Tallentire erzeugt skulpturale Installationen oder räumliche Zeichnungen, indem sie bestimmte Materialien und Systeme demontiert, neu figuriert und neu ordnet. Diese Materialien und Systeme beziehen sich jeweils auf einen spezifischen Ort, eine Situation oder eine soziale Konstruktion. Die neuen Arbeiten, die die Ausstellung Plan (…) bilden, greifen auf Tallentires fortlaufende Beschäftigung mit den Themen Prekarität und Kontingenz in Bezug auf die Problematiken des Raumes und sozialer Handlungsmacht zurück. Tallentires Arbeit belebt häufig die Dynamik zwischen dem Spezifischen und dem Generischen und dem konsistenten Rhythmus von Menschen, die versuchen, innerhalb jenes Sets unsichtbarer Beschrünkungen eine Handlungsmacht zu finden. Ihr Ansatz baut auf der Vorstellung des Wandels auf, auf Mobilität, auf Beobachtung und Zufall. Sie erkundet die Verkürperung des Menschlichen und den persönlichen Ansatz durch materielle Mittel und offenbart dadurch eine Art unsichtbares Wissen. Indem sie Abstraktionen eines lebendigen und geteilten Raumes repräsentiert, hinterfragt Tallentire die Bedingungen, die Alltagsmuster bestimmen, regulieren und formen.
Anne Tallentire, Ausstellungsansicht von Area, Herbst 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler.
Anne Tallentire (geb. Armagh, Nordirland) lebt seit 1986 in London. Sie arbeitet mit einer ganzen Bandbreite von Medien wie Assemblage, Video, Klang, Text, Performance und Fotografie. Ihre Praxis schließt die Bedeutung des Mondänen und übersehenen in Bezug auf kulturelle, soziale und architektonische Kontexte ein. Einzelausstellungen und Projekte sind u.a. Shelter im Nerve Centre, Derry (2017), AS FAR AS, Hollybush Gardens, London (2016), This and other Things, IMMA, Dublin (2010), Drift: diagram xiii, Void, Derry (2002), Dispersal (work-seth/tallentire), Orchard Gallery, Derry (2001), und Instances, das Irland auf der Biennale in Venedig repräsentiert hat (1999). Zu den Gruppenausstellungen gehören Truth 24 Frames per second, Dallas Museum of Art ( 2017), KeZu ywords: Art, Culture and Society in 1980’s Britain, Tate Liverpool (2014), At your service, Technischen Museum, Wien (2013), Winter Garden, Flat time House, London (2014), Le Monde Physique, La Galerie, CAC, Noisy-Le-Sec, Paris (2011) und Neue Welt, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt (2001). Tallentire ist emeritierte Professorin für Bildende Kunst am Central Saint Martins, London, wo sie von den frühen 90er Jahren bis 2014 unterrichtete. Tallentire wird von den Hollybush Gardens, London, repräsentiert.
http://www.annetallentire.info
Anne Tallentire, Ausstellungsansicht von Grasp, Herbst 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler.
Anne Tallentire möchte sich herzlich bei Eugen Gross, Werkgruppe Graz, Andrea Jany, Hubert Rieß, Gráinne Hassett, Yve Lomax, Cordelia Mayfield und Uriel Orlow bedanken.
Anne Tallentire wird vom Arts Council of England durch den Artists’ International Development Fund gefördert.
Department of Ultimology
Was Wo
Department of Ultimology, What Where, als Teil von Volksfronten, steirischer herbst, Herbst 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Liz Eve.
Was Wo ist ein neues Projekt des Department of Ultimology. Ultimologie ist das Studium dessen, was bereits tot oder im Sterben begriffen ist, was fehlt oder gefährdet ist. Als Methodologie für eine kreative und kritische Analyse wird sie auf kulturelle Agenden von Menschen in Graz und in der Steiermark angewendet mit dem Versuch, die Beziehungen zu vermessen, die Menschen mit besonderen Augenblicken, Ereignissen, Traditionen, Ritualen und Praktiken verbinden, die dieser Umgebung eigen sind. Beispielsweise untersucht das Projekt die Pflege traditioneller Bekleidung aus der Steiermark (Trachten). Ein spezifisch zusammengestellter Fragebogen ist für BesucherInnen verfügbar, um über Elemente der Volkskunst oder Kultur zu reflektieren, die charakteristisch für ihre eigene Erfahrung ist. Beeinflusst von der strukturierenden Kraft der Jahreszeiten erhält das Projekt seinen Titel von dem letzten unbekannten Stück Samuel Becketts, das von steirischer herbst 1983 beauftragt wurde.
Department of Ultimology, What Where, als Teil von Volksfronten, steirischer herbst, Herbst 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Liz Eve.
Department of Ultimology, What Where, als Teil von Volksfronten, steirischer herbst, Herbst 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Liz Eve.
Das erste Department of Ultimology wurde von Fiona Hallinan und Kate Strain als Universitätsinstitut 2016 im Trinity College Dublin, Irland, eingerichtet. Es ist weiterhin von seinem Hauptsitz im CONNECT Centre for Future Networks and Communications aus aktiv. 2018, in Kooperation mit steirischer herbst, Volksfronten, etablierte das Department eine Ultimology-Arbeitsgruppe mit den Künstlerinnen/ Forscherinnen Nina Höchtl und Julia Wieger in Graz, Österreich.
http://www.departmentofultimology.com
Department of Ultimology, What Where, als Teil von Volksfronten, steirischer herbst, Herbst 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Liz Eve.
Nina Höchtl (geb. Stockerau, Österreich) erforscht die Praxis des Erfindens von Geschichten als politischen Prozess in der Kunst, der Literatur, der Politik, der Geschichte und der Populärkultur, mit einer Betonung auf feministischen, queeren, post- und dekolonialisierenden Theorien und Praktiken. Dieses Interesse ist eng mit linguistischen, kulturellen und sozio-politischen Prozessen der Transformation und Translation verbunden, mit ihrer Rolle als Künstlerin im Rahmen dieser Prozesse und mit den Privilegien, die ihr vielleicht fehlen oder über die sie aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Rasse, ihrer Klasse, ihres Alters, ihrer Ausbildung und ihres Berufs verfügt.
Department of Ultimology, What Where, als Teil von Volksfronten, steirischer herbst, Herbst 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Liz Eve.
Julia Wieger (geb. Wien, Österreich) arbeitet in den Bereichen Kunst und Architektur. Ihre Arbeit beschäftigt sich mit queeren feministischen Produktionen des Raums, mit Archivpolitik und mit geschichtlichem Schreiben, wie auch mit kollektiven Ansätzen zu Forschung, Wissensproduktion und Design. Sie unterrichtete/arbeitete/forschte an der Akademie der bildenden Künste in Wien und am IZK der TU Graz. Von 2014–16 arbeitete sie im Rahmen des transdisziplinären Forschungsprojekts „Spaces of Commoning“ an der Akademie der bildenden Künste Wien. Höchtl und Wieger sind Co-GründerInnen des Secretariat for Ghosts, Archival Politics and Gaps 2012.
Department of Ultimology, What Where, als Teil von Volksfronten, steirischer herbst, Herbst 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Liz Eve.
Was Wo des Department of Ultimology wurde von steirischer herbst 2018, Volksfronten, und vom Grazer Kunstverein beauftragt und produziert.
Triple Candie
If Michael Asher part III
Triple Candie, Ausstellungsansicht von If Michael Asher part III, Herbst 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam.
Part III von Triple Candies Vereinbarung mit dem Grazer Kunstverein war örtlich an der Außenfassade des Grazer Kunstvereins angebracht. Laut Triple Candie waren Ashers Projekte oft subtil in ihrer Wahrnehmung, vorübergehende Eingriffe in die physische Umgebung in oder in der Nähe eines Museums oder einer Galerie, die die „Institution“ der Kunst hervorhoben oder in Frage stellten. Die spekulative Intervention in Ashers Geist verschwindet in seiner Umgebung und reflektiert dabei das immaterielle Fundament des Grazer Kunstvereins, seine Mission. Part III der Vereinbarung von Triple Candie im Grazer Kunstverein (von 22. September bis 16. November) wurde von dem folgenden methodischen Verweis begleitet:
Der Grazer Kunstverein präsentiert sich selbst auf seiner Webseite als eine Institution, die „durch einen intensiven Dialog mit internationalen Entwicklungen in der Kunst der Gegenwart“ operiert und mit „österreichischen und internationalen KünstlerInnen zusammenarbeitet“. Als Nachweis für dieses Engagement gibt er die Herkunftsländer der KünstlerInnen in ihren Biografien an. Diese Tatsachen regen uns zu zwei Fragen an: „Wie beeinflusst das internationale Programm unser Verständnis für die gezeigte Kunst?“ und, „Wie wird deren Bedeutung, vor allem im Kontext des Grazer Kunstvereins, von Österreichs jüngstem politischem Rechtsruck verändert? “
Unser Vorschlag besteht darin, einen Fahnenmast aus Stahl in eine vorhandene Halterung auf der linken Seite des Haupteingangs im Hof des Palais Trauttmansdorff in der Burggasse 4 einzufügen. Als Apparat und weniger als expressives Objekt wird die Stange wahrscheinlich von BesucherInnen unbemerkt bleiben. Sie wird jedoch ein Seil für das Auf- und Absenken einer Fahne tragen und damit darauf hinweisen, dass sie nationalistischen Zwecken dienen kann. Für die Dauer der Installation wird an der Stange allerdings keine Fahne gehisst.
Triple Candie, Ausstellungsansicht von If Michael Asher part III, Herbst 2018, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam.
Triple Candie ist eine in den USA ansässige, avant- Gardistische kuratorische Produktionsagentur, die mit Museen und zeitgenössischen Kunsträumen für Ausstellungen über Kunst zusammenarbeitet, im Allgemeinen aber von diesen unabhängig agiert. Von 2001–10 unterhielt sie eine Galerie in Harlem. Seit damals hat sie Projekte in Australien, Europa und in den Vereinigten Staaten an Orten wie Chateau Shatto, Los Angeles; Deste Foundation, Athen; Gertrude Contemporary, Melbourne; Museum of Contemporary Art Detroit; Project Arts Centre, Dublin; und im Utah Museum of Contemporary Art, Salt Lake City, präsentiert. Übersichtsaustellungen von Triple Candies Arbeit waren im FRAC Île-de-France/Le Plateau, Paris (2012) und in der Addison Gallery of American Art, Andover, Massachusetts (2017) zu sehen.
http://www.triplecandie.org
|