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Sommer im Grazer Kunstverein

23. Juni – 31. Juli, 1.–9. September 2017 


Eröffnung: Freitag, 23. Juni, 19 Uhr 



Neu beauftragt:


Ruth E Lyons 



Ausgestellt:

Fiston Mwanza Mujila

Edward Clydesdale Thomson


Céline Condorelli
Chris Evans mit Morten Norbye Halvorsen

Fiona Hallinan


Isabella Kohlhuber


Isabel Nolan

Adam Zagajewski



Reflektiert: 

Ernst Fischer

Inspiriert von Ernst Fischers Publikation von 1959 „Von der Notwendigkeit der Kunst“ werden die Neuaufträge und die künstlerische Forschung des Grazer Kunstvereins in der Sommersaison von Fischers Behauptung geleitet, dass Kunst auch aufgrund der ihr innewohnenden Magie notwendig sei und nicht nur, um die Welt zu erkennen und zu verändern. Für Fischer besteht diese Magie eben genau in unserer Fähigkeit, das Mögliche zu visualisieren und diese Kraft zu nutzen, um so unsere natürliche Welt zu formen und neu zu erfinden.



Im Sommer werden im Grazer Kunstverein drei sehr unterschiedliche künstlerische Projekte präsentiert. Jedes davon ist von der Beziehung des Menschen zur Natur inspiriert und erkundet das Thema auf körperliche, performative, poetische und metaphorische Weise.



Ruth E Lyons, Plakatwand in der Maiffredygasse 3, als Teil von WWWW, neu beauftragt für Sommer 2017, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam.


Ausstellungsansicht von Salarium von Ruth E Lyons und Reluctant Soft Furnishings von Edward Clydesdale Thomson. Ausgestellt im Sommer 2017, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler.


Ruth E Lyons
WWWW: Women’s Wear for Worldly Work, 2017

WWWW steht für Women’s Wear for Worldly Work (Frauenkleidung für weltliche Arbeit) und feiert das spektakuläre Potenzial der Gender-Parität. Das Projekt beruht auf der persönlichen Erfahrung der KünstlerInnen, die als weibliche KulturproduzentInnen in verschiedenen, von Männern dominierten industriellen Umgebungen gearbeitet haben, von Salzminen, Baustellen bis zu Fertigungswerkstätten. Dabei waren sie immer wieder über den Mangel an zweckorientierter Arbeitskleidung für Frauen frustriert, die in solchen Szenarios tätig sind. WWWW ist eine nachdrückliche und performance-basierte Reaktion auf die Marginalisierung von Frauen, für die dieser Mangel steht, während wir mit der schnellen und weiträumigen Industrialisierung von Weltlandschaften konfrontiert sind.

Im Rahmen der Entwicklung von WWWW werden die Forschung, Fokusgruppen, der Geschäftsschwerpunkt und die Entwicklung von Musterexemplaren im Grazer Kunstverein zu Orten performativer Gesten, welche die häufig unbewussten Vorurteile in gewöhnlichen Situationen und Umfeldern ans Licht bringen. Auf diese Weise erkundet WWWW, wie die Struktur unserer Kleidung und die Form von Landschaft Teil umfassender historischer Systeme sind, die das Feminine mitbestimmen. Gleichzeitig bieten diese performativen Strategien eine imaginäre und spektakuläre Vision des Potenzials der aufgegriffenen Gender-Parität durch die Schaffung von Formen, die dem Weiblichen Raum geben, damit es eine voll expressive, fähige, auch körperliche Rolle bei der Schaffung von Welten einnehmen kann.

Die Künstlerin Ruth E Lyons, die von ihrem kleinen Sohn Maurice Bingo Lyons begleitet wurde, war während des Sommers 2017 für ihre Arbeit im Grazer Kunstverein in Graz ansässig. Während ihres Aufenthalts arbeitet die Künstlerin zusammen mit Martin Griesbacher und Sabine Hirzer an der Entwicklung von spezifischer Arbeitskleidung für Frauen, wofür Fokusgruppen mit Teilnehmer_innen von Grazer Industriebetrieben herangezogen werden. Diese Kooperation mit dem Institut für Kunstgeschichte der Karl-Franzens-Universität Graz findet im Rahmen des Forschungsprojektes „Kleider machen Leute oder: Gegenwartskunst zwischen ars und techne. Zur herausragenden Bedeutung der Kunstproduktion der Steiermark für Relational Aesthetics im internationalen Kunstkontext. Ein Projekt zur Erschließung eines Desiderats für gegenwärtige Kunstgeschichtsschreibung“ statt.

Beauftragt 2017 vom Grazer Kunstverein und präsentiert mit Unterstützung von Culture Ireland.



Fiston Mwanza Mujila, Performance von Le Fleuve dans le Ventre / Der Fluß im Bauch, als Teil von Sommer 2017, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam.


Fiston Mwanza Mujila, Performance von Le Fleuve dans le Ventre / Der Fluß im Bauch, als Teil von Sommer 2017, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam.


Fiston Mwanza Mujila, Performance von Le Fleuve dans le Ventre / Der Fluß im Bauch, als Teil von Sommer 2017, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam.


Fiston Mwanza Mujila, Le Fleuve dans le Ventre / Der Fluß im Bauch, ausgestellt im Sommer 2017, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam.


Fiston Mwanza Mujila
Le Fleuve dans le Ventre / Der Fluß im Bauch

„Als ich ein Kind war, glaubte ich immer, dass der Kongo-Fluss mir gehört. Vater erzählte uns täglich, dass der Kongo-Fluss der unsre ist, dass der Fluss ein familienfluss ist. Diese Rezitation ist eine Hommage an alle Flüsse der Welt: Sambesi (2574 km), Jangtsekiang (6380 km), Mississippi (3778 km), Jenissei (etwa 3487 km), Mackenzie (1903 km), Donau (647 km), Mekong (4350 km), Rhein (865 km), Kongo (4374 km), Brahmaputra (3100 km), Rio Grande (3034 km) usw.“ – Fiston Mwanza Mujila

Der Fluss Kongo ist eine riesige, wogende Wassermasse, eine nicht zu stoppende Naturgewalt, die sich durch die demokratische Republik Kongo windet (DR Kongo). Als tiefster Fluss in der Welt wurde er dem jungen Fiston Mwanza Mujila von seinem Vater zum Geschenk gemacht. Seit damals ist der Fluss für die textbasierte Praxis des Künstlers eine große Inspirationsquelle gewesen, und zwar so sehr, dass er ihm eine gesamte Lyriksammlung widmete. Mwanza Mujila schreibt Gedichte, Prosa und arbeitet für die Bühne. ,Le Fleuve dans le Ventre / Der Fluß im Bauch’ verkörpert durch den Text den Kongo und wird selbst zu jener doppeldeutigen Woge wilder Trägheit, welche Leben mit sich bringt, aber auch die Toten hinwegträgt. Mwanza Mujila ist vom Fluss in einem Akt der Liebe anstatt Gewalt geprägt, wenn er seine Muse dazu verwendet, die chaotischen und turbulenten Jahre des Bürgerkriegs und der Diktatur zu reflektieren, welche die DR Kongo seit ihrer Unabhängigkeit 1960 bestimmt haben. Die Sommersaison im Grazer Kunstverein wurde mit einer Performance eines Textauszugs von Fiston Mwanza Mujila eröffnet.

Le Fleuve dans le Ventre / Der Fluß im Bauch, RANITZDRUCK NR. 18, Zweisprachige Ausgabe Aus dem Französischen von Ludwig Hartinger, mit 8 Kreidezeichnungen von Christian Thanhäuser, 144 Seiten, Fadenheftung, ISBN-978-3-900986-79-7. Published by Edition Thanhäuser, 2013.



Edward Clydesdale Thomson, Detail von In a green shade (Butterfly house), ausgestellt im Sommer 2017, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam.


Edward Clydesdale Thomson, Ausstellungsansicht von Reluctant Soft Furnishings und The Distracted Gardener, ausgestellt im Sommer 2017, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam.


Edward Clydesdale Thomson, Inflatable Paradise, ausgestellt im Sommer 2017, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler.


Edward Clydesdale Thomson
The Coming Garden, 2017

Edward Clydesdale Thomson entwirft für den Grazer Kunstverein einen Garten – dieser wird zu einer realen, lebendigen Lebensumgebung, die langsam wächst, aufblüht und im Lauf der folgenden Jahre wieder zerfällt. Die erste Version dieses Langzeitprojekts wird in der Sommersaison 2017 präsentiert. Werkzeuge und Seile, Fächer und Schläuche bilden die Basis eines Skulpturengartens, der um die konkreten Galerien gepflanzt wird. Diese Installation kombiniert unterschiedliche Arbeiten, in denen abstrahierte Werkzeuge einen Übergang zwischen dem Haus und dem Garten überbrücken, aus dem Bereich des Häuslichen und Persönlichen, bis zum Symbolischen und Kollektiven. Damit erforscht er die Vorstellung der Landschaftsgestaltung als eine Aktivität, die in einer Resonanz mit der Kunstproduktion steht, da sie in der Lage ist, einen Raum der Produktion, der Erfahrung und der Fürsorge zu formen und zu begrenzen.

Für Ernst Fischer war die bewusste Steuerung der menschlichen Einwirkung auf das Land zu den bedeutsamsten, magischsten und auszeichnenden Merkmalen der menschlichen Verfassung. Auf dieses Gefühl reagierend problematisiert und verkompliziert der Künstler hier unseren Wunsch, die Lebenswelt zu kontrollieren, in dem er intensiv über unsere Rolle als KünstlerIn in ihr nachdenkt.



Fiona Hallinan, Fink’s, fortlaufende Auftragsarbeit im Sommer 2017, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler.


Fiona Hallinan
Fink’s, 2017–2020

Bar gestaltet und gebaut vom Studio Magic und dem Brauchst Collective

Im Empfangsbereich des Kunstvereins wurde dieses fortlaufende, gemeinschaftliche Kunstwerk Fiona Hallinans im Gespräch mit vielen ProduzentInnen, HerstellerInnen und GärtnerInnen aus Graz und dem Grazer Umland entwickelt. Fink’s ist so gestaltet, dass es die Ästhetik eines Cafés nachbildet, funktioniert aber als Schwelle, als einladender Ort für Gespräche über Kunst und die Welt, als Archiv für Geschmäcker, Rezepte und Erinnerungen und als holistischer Raum zum Träumen und Pläneschmieden. Die Arbeit soll
in erster Linie einen bedeutsamen Austausch mit und unter Mitgliedern des Grazer Kunstvereins fördern.

Etabliert als „Bibliothek der Geschmäcker“ wird zu jeder Saison ein neues Pulver kreiert, das aus getrockneten und destillierten Essenzen einer Sammlung von Zutaten während der Eröffnungswoche besteht. Während des Sommers wird Fink’s zu einer funktionstüchtigen Bibliothek – wobei Gerätschaften aus dem wachsenden Inventar entliehen werden können. Dieses Jahr liegt der Fokus auf Dehydration, eine frühe Form der Konservierung, die über viele Jahrhunderte als Technik verwendet wurde, oftmals mithilfe vom Auslegen der Zutaten in die Sonne. Der elektrische Dehydrator repliziert diesen Vorgang und kann von Mitgliedern des Grazer Kunstvereins für einen Zeitraum ausgeliehen werden.

Beauftragt 2017 vom Grazer Kunstverein.



Céline Condorelli, Things That Go Without Saying, ausgestellt im Sommer 2017, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler.


Céline Condorelli
Things That Go Without Saying, 2013–2020

2013 beauftragte der frühere Direktor des Grazer Kunstvereins Krist Gruijthuijsen Céline Condorelli, als Teil der Members Library eine neue Arbeit für den Grazer Kunstverein zu entwerfen. Das Ergebnis des Auftrags war Things That Go Without Saying, das in Zusammenarbeit mit Harry Thaler realisiert wurde. Die Struktur ist irgendwo zwischen einem Möbelstück und Architektur einzuordnen und inzwischen wirklich zum Herz des Gebäudes geworden. Derzeit beherbergt sie mehr als 400 Bücher; jedes davon wurde von unseren Mitgliedern zur Aufnahme in die Sammlung ausgewählt. Die Bibliothek (der Bücher) wird weiter wachsen, während die Struktur auch neue Auftragsarbeiten anderer KünstlerInnen aufnimmt oder unterstützt. Während des Sommerprogramms wird die Struktur eine tragbare Skulptur von Isabella Kohlhuber beherbergen, die für kurze Zeiträume von Besuchern des Grazer Kunstvereins ausgeliehen werden kann.

Beauftragt 2013 vom Grazer Kunstverein.



Isabella Kohlhuber, untitled (Stuhl) als Teil von Space for an Agreement, ausgestellt im Sommer 2017, Grazer Kunstverein. Foto von Thomas Raggam.


Isabella Kohlhuber
Space for an Agreement, 2016


Isabella Kohlhubers Praxis arbeitet mit Typografie als einer Form gedanklicher Prozesse. Ihr Werk Space for an Agreement bricht die konventionellen Lesarten eines Kunstwerks sowohl in ihrer formalen skulpturalen Präsenz wie auch in ihrer potenziellen Funktionalität. Diese Arbeit wird uns durch unser Jahresprogramm begleiten und die Notwendigkeit von Kunst im Zwischenraum zwischen Form und Funktion erkunden. Im Sommer werden die Objekte in das administrative Leben des Grazer Kunstvereins integriert, sie werden in dieser Saison zu Büro- und Galerienmöbel.

Courtesy der Künstlerin und der Galleria Doris Ghetta.



Isabel Nolan, The Provisory Rug, adaptable for past, present and future. (For Marie Lieb), ausgestellt im Sommer 2017, Grazer Kunstverein. Dankenswerterweise geliehen von der Ernst Siegel Collection, Vermont, USA. Foto von Christine Winkler.


Isabel Nolan

The Provisory Rug, adaptable for past, present and future. (For Marie Lieb), 2012

Ursprünglich von den ungewöhnlichen Aktionen einer Frau in einem Raum in Heidelberg 1894 inspiriert, nimmt Isabel Nolans skulpturales Raumstück verschiedene Formen und Zueignungen an. Dieser „unkooperative“ Teppich begleitet uns in verschiedenen Konfigurationen durch das gesamte Programm 2017. Die erste (Frühlings-) Ausstellung trug den Titel Spare Rug for Marie Lieb’s room, Heidelberg Psychiatric Hospital, 1894 (a.k.a. Circumstances shape an emptiness), 2012. Im Sommer werden die 144 gepolsterte Metallstäbe neu gelegt, um die Arbeit Travel Rug for Philosopher and Theologian Giordano Bruno (b.1548–d.1600) who hypothesized that the universe is infinite von 2012 darzustellen. Giordano Bruno, geboren in Nola, Italien, war ein exkommunizierter Dominikanermönch, der 1600 aufgrund seiner ketzterischen Tätigkeiten verbrannt wurde. Als wandernder Philosoph, Poet, Erinnerungsexperte und kosmopolitischer Theorist hatte „Der Nolaner“ viele kontroversielle Glaubenssätze, einschließlich des Gedankens, dass das Universum unendlich ist, dass Welten wie unsere mannigfaltig sind und dass der Teufel gerettet wird. Dieses explosive Arrangement im Teppich ist ihm gewidmet und wird zusammen mit drei neuen Zeichnungen der Künstlerin ausgestellt.

Courtesy der Kerlin Gallery und der Ernst Siegel Collection, Vermont, USA.



Isabel Nolan, Drei Zeichnungen auf Papier (2012–2015): Based on my recent observations (no.8); Giordano, 1548–1600; and Giordano Bruno: On the immense and the numberless, ausgestellt im Sommer 2017, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler.


Chris Evans
in Zusammenarbeit mit Morten Norbye Halvorsen
Jingle, 2017–2020


Chris Evans, in Zusammenarbeit mit Morten Norbye Halvorsen, hat für die sechs Eingangstüren des Grazer Kunstvereins eine Erkennungsmelodie komponiert, die kumulativ die Ankunft eines jeden Besuchers oder einer jeden Besucherin verkünden und verbreiten soll. Eine neue Melodie wird beim Wechsel jeder Jahreszeit präsentiert. Die Frühlingsmelodie war von der österreichischen Band Supermax und von der Idee einer ansteigenden oder abfallenden Shepard-Skala. Für das Sommerprogramm werden Chris und Morten mit einigen Bassmelodien fortsetzen, die an Intermezzos von amerikanischen Sitcoms erinnern, sowie mit Schreien von Hirschen.

Beauftragt 2017 vom Grazer Kunstverein.



Chris Evans mit Morten Norbye Halvorsen, Aussenansicht von Jingle (an allen sechs Eingangstüren installiert), ausgestellt im Sommer 2017, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler.


Adam Zagajewski
We Know What Art Is, 2013

Adam Zagajewski ist ein Dichter, Romanautor, Übersetzer und Essayist. Er wurde zum ersten Mal als einer der führenden Dichter der 68er-Generation oder der polnischen Bewegung „Neue Welle“ bekannt (Nowa fala); heute gehört er zu den bekanntesten zeitgenössischen Dichtern. Dieses Gedicht, das flüchtig auf den Zungenspitzen existiert, ist Teil unseres einjährigen Programms und erschien zum ersten Mal auf Englisch in der Ausgabe 136 der The Threepenny Review im Winter 2014. Um eine Eins-zu-Eins-Rezitation des Gedichts zu bekommen fragen Sie bitte die Mitarbeiter unseres Team.

Courtesy des Autors Adam Zagajewski und der Übersetzerin Renate Schmidgall



Ansicht der Ernst Fischer Bibliothek, ausgestellt im Sommer 2017, Grazer Kunstverein. Foto von Christine Winkler.


Ernst Fischer
Von der Notwendigkeit der Kunst, 1959

Ernst Fischer (geb. 1899, Komotau, Böhmen, d. 1972 Deutschfeistritz, Österreich) war Journalist, Autor, Politiker und Verfasser des Buches „Über die Notwendigkeit der Kunst“. Er studierte Philosophie in Graz und war in den 1920er-Jahren in Wien ein anerkannter Dramatiker. Von ihm stammt der Slogan „Die Kunst muss nichts. Die Kunst darf alles“.* Mitte der 1930er-Jahre, nachdem er zu der Überzeugung gelangt war, dass nur der Kommunismus dem Aufstieg des Faschismus Einhalt gebieten konnte, ging Fischer nach Moskau, wo er eine lange und turbulente politische Karriere machte. Zu Fischers faszinierendsten Aspekten gehört seine Fähigkeit der Selbstreflexion, wie sie in dem Essay „Was war da mit mir geschehen?“ in seiner Autobiografie „Erinnerungen und Reflexionen“ (Erstveröffentlichung 1969) artikuliert wird. Während der Sommersaison setzten wir unsere Reflexionen über Fischers wichtiges und einflussreiches Erbe für die Kunst und die zeitgenössische Welt fort und widmeten eine halbtägige Konferenz seinem Vermächtnis und seinem Einfluss. Die Konferenz beinhaltete Gespräche von Marina Fischer-Kowalski, Eugen Gross und anderen wie auch eine Buchpräsentation von CLIO: Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit.

*Rabinbach, Anson G., Passage to Politics: Ernst Fischer as Critic, Writer and Dramatist in the 1920’s, Modern Austrian Literature, Bd. 8, No. 3/4, 1975